BB-Cremen im Test: Was steckt wirklich dahinter?
Ein einziges Gesichtspflegeprodukt, das alles kann – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Und tatsächlich, wie die jüngsten Ergebnisse eines umfassenden Tests von zwölf handelsüblichen BB-Cremen zeigen, ist es auch. Der Test, durchgeführt vom renommierten Verein für Konsumenteninformation (VKI) in Zusammenarbeit mit der deutschen Stiftung Warentest, deckt auf, dass viele dieser Produkte ihre hochgesteckten Werbeversprechen nicht halten können.
Was sind BB-Cremen eigentlich?
BB-Cremen, kurz für Blemish Balm oder Beauty Balm, sind getönte Tagescremen, die laut Herstellerangaben kleine Makel abdecken, Feuchtigkeit spenden und oftmals sogar vor den schädlichen UV-Strahlen der Sonne schützen sollen. Doch die Realität sieht anders aus. Viele dieser Produkte enthalten kritische Stoffe, pflegen nur unzureichend oder versagen komplett bei ihrem vermeintlichen UV-Schutz.
Die großen Marken auf dem Prüfstand
Besonders enttäuschend: Die getesteten Produkte von bekannten Marken wie Garnier, L’Oréal und Missha unterschreiten allesamt den von ihnen ausgewiesenen Schutz vor UVA- oder UVB-Strahlung. Das zweitteuerste Produkt im Test, der Magic Wonder Balm von Judith Williams, kostet Konsumenten satte 66,50 Euro pro 100 Milliliter und trocknete die Haut der Probandinnen sogar aktiv aus. Das südkoreanische Hype-Produkt von Missha schnitt ebenfalls schlecht ab und erhielt eine „nicht zufriedenstellende“ Bewertung.
- Garnier: Unzureichender UV-Schutz
- L’Oréal: Versagen bei der Feuchtigkeitspflege
- Missha: Schlechte Bewertung trotz Hype
- Judith Williams: Teuer und enttäuschend
Kritische Inhaltsstoffe: Eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit?
Ein weiteres alarmierendes Ergebnis des Tests ist die Präsenz von kritischen Inhaltsstoffen in sieben der getesteten Cremen. Besonders auffällig: Die Produkte von Judith Williams und Missha enthalten Mikroplastik (Polyethylen), das beim Abschminken ins Abwasser gerät und dort nicht mehr vollständig herausgefiltert werden kann. VKI-Kosmetikexpertin Birgit Schiller warnt: „Geraten die winzigen Partikel ins Abwasser, können sie nicht mehr vollständig herausgefiltert werden.“
Daneben finden sich auch Silikon D5 oder EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure) auf den Inhaltsstofflisten, die nicht oder schlecht biologisch abbaubar sind. Einige dieser Stoffe, wie Silikon D5, können sich in Organismen anreichern, und die langfristigen Folgen für Umwelt und Gesundheit sind unklar.
Die Meinung der Experten
„Viele Konsumenten glauben, mit einer BB-Creme Hautpflege, Make-up und Sonnenschutz in einem Produkt zu vereinen. Das ist ein Irrtum“, erklärt Schiller weiter. „BB-Cremen können zwar den Teint verschönern und leichte Pflege bieten, ersetzen aber keine reichhaltige Tagespflege und keinen ausreichenden Sonnenschutz.“
Die Auswirkungen auf die Verbraucher
Für den durchschnittlichen Verbraucher, der auf der Suche nach einem All-in-One-Produkt ist, sind diese Testergebnisse ernüchternd. Die Vorstellung, dass eine einzige Creme alle Bedürfnisse von Feuchtigkeitspflege, Anti-Aging, Sonnenschutz und Make-up abdecken kann, erweist sich als Illusion. Wer sich auf die Werbeversprechen der Hersteller verlässt, läuft Gefahr, nicht nur Geld zu verschwenden, sondern auch seine Haut nicht optimal zu pflegen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Die Geschichte der BB-Cremen reicht zurück in die 1960er Jahre, als der deutsche Dermatologe Dr. Christine Schrammek das erste Produkt dieser Art entwickelte. Ursprünglich als medizinisches Produkt gedacht, um die Haut nach Behandlungen zu beruhigen, hat sich die BB-Creme im Laufe der Jahrzehnte zu einem kosmetischen Allrounder entwickelt – zumindest in der Theorie.
Vergleich mit anderen Ländern
Interessant ist der Vergleich mit anderen Ländern: Während in Asien BB-Cremen schon lange als Standardprodukt in der Hautpflege gelten, hat der Hype in Europa und den USA erst in den letzten zehn Jahren richtig Fahrt aufgenommen. Doch auch hier zeigt sich, dass die vermeintlichen Wundermittel oft nicht das halten, was sie versprechen.
Die Zukunft der BB-Cremen
Was bedeutet das alles für die Zukunft der BB-Cremen? Experten gehen davon aus, dass die Hersteller gezwungen sein werden, ihre Rezepturen zu überarbeiten und transparenter zu kommunizieren. Der Druck von Konsumentenseite wird steigen, um Produkte zu entwickeln, die tatsächlich halten, was sie versprechen.
Birgit Schiller prognostiziert: „Die Zukunft der BB-Cremen liegt in der Spezialisierung. Produkte, die sich auf einen bestimmten Aspekt wie Feuchtigkeitspflege oder UV-Schutz konzentrieren, könnten erfolgreicher sein als Alleskönner.“
Fazit: Vorsicht ist geboten!
Für den Verbraucher bleibt die Erkenntnis, dass Vorsicht geboten ist. Wer sich für eine BB-Creme entscheidet, sollte sich nicht allein auf die Werbeversprechen verlassen, sondern die Inhaltsstoffe genau prüfen und im Zweifel auf spezialisierte Produkte setzen.
Die ausführlichen Testergebnisse und weitere Informationen sind ab sofort auf www.vki.at/bb-cremen-2025 und ab dem 23. Oktober 2025 in der November-Ausgabe der Zeitschrift KONSUMENT verfügbar.