Wien (OTS) – Am Zero HIV Stigma Day, dem 21. Juli, macht die Aids
Hilfe Wien
deutlich, dass es im Kampf gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV
sachliche Aufklärung braucht, um die Gesellschaft über HIV und die
Auswirkungen von Stigmatisierung zu informieren und Betroffene zu
unterstützen.
Zwtl.: Wissensvermittlung als Schlüssel
Auch im Jahr 2024 ereigneten sich laut aktuellen Zahlen fast 70 %
aller Diskriminierungsfälle in Österreich im Gesundheitswesen – ein
deutliches Zeichen dafür, dass gerade dort noch viel Handlungsbedarf
besteht. Doch auch in anderen Lebensbereichen bleibt strukturelle
Diskriminierung ein anhaltend großes Problem. Die Stigmatisierung und
die damit einhergehenden Benachteiligungen von Menschen mit HIV
können schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben,
einschließlich Depression, Angst und vermindertem Zugang zu
notwendiger medizinischer Versorgung. Dies kann sowohl das psychische
Wohlbefinden als auch die Therapietreue der Betroffenen erheblich
beeinträchtigen.
Die Aids Hilfe Wien macht daher anlässlich des Zero HIV Stigma
Day auf die dringende Notwendigkeit aufmerksam, Stigmatisierung und
Diskriminierung von Menschen mit HIV zu bekämpfen. Dr.in Mirijam
Hall, Vorsitzende der Aids Hilfe Wien, betont: „ Menschen, die mit
HIV leben, haben im Gesundheitssystem mitunter noch immer erhebliche
Nachteile und erleben diskriminierendes Verhalten von
Gesundheitspersonal. Deshalb müssen wir gemeinsam gegen
Stigmatisierung und Schlechterbehandlung ankämpfen.“
Zwtl.: Verweigerte Behandlungen im Gesundheitsbereich
Trotz eines Urteils gegen eine Zahnärztin im Jahr 2023 und der
klaren Feststellung durch das Gericht, dass die Verweigerung einer
Behandlung aufgrund einer HIV-Diagnose diskriminierend ist, kommt es
weiterhin zu diskriminierenden Vorfällen auch im Gesundheitswesen.
„ Mehrere Person berichteten uns im vergangenen als auch im
heurigen Jahr, dass man ihnen aufgrund ihres HIV-Status eine
Behandlung verweigert hatte. Die Begründungen reichen von
fadenscheinigen Ausreden bis hin zu: ‚es gäbe keine ausreichende
Schutzausrüstung‘ in der Praxis. Dieses Argument ist jedoch
wissenschaftlich nicht haltbar, da die Einhaltung der üblichen
Hygienevorschriften in Ärzt*innenpraxen völlig ausreicht, um vor
einer HIV-Übertragung zu schützen. Hier ist mehr Aufklärungsarbeit
nötig,“ hält Hall fest . Auch abwertendes Verhalten sei an der
Tagesordnung.
Sie führt weiter aus: “ Erfahrungsgemäß beruhen viele
Diskriminierungen – auch im privaten Bereich – auf Unwissenheit.
Daher ist Aufklärung unerlässlich, um Diskriminierung zu beenden und
die Gesundheit aller zu schützen.“
Zwtl.: HIV als Grund für Berufsausschluss
Die AIDS-Hilfen Österreichs setzen sich aktiv für die Aufhebung
struktureller Diskriminierung ein. Ein aktuelles Beispiel ist die
Kritik am Ausschluss von Menschen, die mit HIV leben, vom
Bewerbungsverfahren für den Polizeidienst in Österreich. Dieses
unsachliche Zugangsbeschränkung stellt, aus Sicht der AIDS-Hilfen
Österreichs, eine klare Form der Diskriminierung dar und steht nicht
im Einklang mit dem aktuellen medizinischen Stand, nach dem unter
wirksamer antiretroviraler Therapie keine Übertragung des HI-Virus
mehr möglich ist. Diese Erkenntnis wird durch das Prinzip
„undetectable = untransmittable“ (U = U) gestützt, welches besagt,
dass Menschen mit HIV unter einer nachweisbaren Viruslast keine HIV-
Infektion mehr übertragen können.
Zwtl.: HIV und Sexarbeit
Ein weiteres Beispiel für strukturelle Diskriminierung ist das
Berufsverbot für Personen, die mit HIV leben in der Sexarbeit, obwohl
diese unter wirksamer Therapie keine Gefahr für die Übertragung des
Virus darstellen. Dieses Verbot führt dazu, dass Sexarbeiter*innen
nach einer HIV-Diagnose oft in die Illegalität gedrängt werden, was
nicht nur ihre Gesundheit gefährdet, sondern auch zu einer weiteren
Stigmatisierung und Ausgrenzung führt. Die AIDS-Hilfen betonen, dass
die Legalisierung und Regulierung der Sexarbeit unter wirksamer
Therapie nicht nur die Gesundheit der Betroffenen schützen würde,
sondern auch ihre Rechte und den Schutz vor Gewalt stärken könnte.
Zwtl.: Schlechterbehandlung im privaten Bereich
Immer wieder spielt auch die Schlechterbehandlung im privaten
Bereich eine Rolle in der Beratung. „Nach einer Trennung sind
Menschen, die mit HIV leben, oft damit konfrontiert, dass der*die Ex-
Partner*in androht, den HIV-Status an Angehörige oder dem*der
Arbeitgeber*in weiter zu erzählen oder dass die Diagnose schon
weitergeben wurde. Auch in diesen Fällen versuchen wir, unsere Klient
*innen bestmöglich zu unterstützen“ , so Hall.
Zwtl.: Antidiskriminierungsarbeit zeigt Erfolge
“ Durch unsere Beratung und Interventionen können wir Menschen,
die aufgrund ihrer HIV-Infektion schlechter behandelt werden, oft
unterstützen, damit sie zu ihrem Recht kommen“, sagt Dr.in Mirijam
Hall, Vorsitzende der Aids Hilfe Wien. Die Antidiskriminierungsstelle
der Aids Hilfe Wien spielt dabei durch die österreichweite Sammlung
der Diskriminierungsmeldungen im Auftrag der AIDS-Hilfen Österreich
eine zentrale Rolle, indem sie diese analysiert und Betroffene direkt
unterstützt und berät. Heuer wurden auch bereits zwei
Schlichtungsverfahren beim Sozialministeriumsservice geführt.
Diese Maßnahmen sind entscheidend für die Bewusstseinsbildung und
Aufklärung in der Gesellschaft, um das Ziel eines Zero Stigma zu
erreichen.
Service: Hier können Diskriminierungsfälle anonym und vertraulich
gemeldet werden: https://aids.at/leben-mit-hiv/antidiskriminierung/
Zwtl.: Was ist der Zero HIV Stigma Day?
Dieser Aktionstag wird jedes Jahr am 21. Juli begangen und setzt
ein Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit
HIV. Der internationale Aktionstag wurde 2022 von Organisationen wie
NAZ, IAPAC und dem Fast-Track Cities Institute ins Leben gerufen, um
auf das anhaltende Stigma rund um HIV aufmerksam zu machen und
gesellschaftliche Vorurteile abzubauen. Der Tag erinnert an die
südafrikanische Aktivistin Prudence Mabele, eine der ersten Frauen in
Südafrika, die offen mit ihrer HIV-Diagnose umging.