Wien (OTS) – Holztransporte hatten bisher zwei Aspekte mit
Verbesserungspotenzial:
Zum einen konnten die Transporter mit klassischen Rungenwagen
ausschließlich Rundholz aufladen. Zwangsläufig ergab sich also eine
Leerfahrt auf dem Rückweg, bei der unnötig CO2 und andere
Treibhausgase ausgestoßen wurde. Zum anderen war das Umladen der
Baumstämme auf die Bahn zeitaufwändig, sodass meist der
klimaschädlichere, direkte LKW-Transport bevorzugt wurde. Das
Konsortium des FFG-Leitprojekts PhysICAL hat unter der Leitung von
Fraunhofer Austria jetzt beide Herausforderungen mit einem Schlag
gemeistert: Es wurde ein multipurpose Container entwickelt und
getestet, der nicht nur mit Rundholz, sondern auch mit anderen
Holzprodukten wie Hackgut beladen werden und der in Minutenschnelle
vom LKW auf die Bahn umgeladen werden kann. So macht der innovative
Container den Bahntransport auch auf kurzen Strecken attraktiver,
vermeidet LKW-Leerfahrten und ermöglicht einen umweltfreundlichen,
intermodalen Holztransport.
Zwtl.: Umladen ohne Ladekran
Beim Umschlagen von Rundholz vom LKW auf die Bahn mussten bisher
einzelne Baumstämme mit dem Ladekran aufgehoben und umgeladen werden.
Holztransport per Bahn galt daher auf kurzen und mittleren Strecken
als nicht lohnend. Sandra Stein, Leiterin des Projekts PhysICAL
erklärt: „ Uns war schnell klar, dass wir den Verladeprozess
beschleunigen wollen, um umweltfreundliche Holztransporte mit der
Bahn auch für kurze Strecken attraktiv zu machen. Wir haben einen
multipurpose Container entwickelt, der innerhalb weniger Minuten und
ohne zusätzliches Gerät direkt vom LKW auf die Bahn umgeladen werden
kann. “ Tatsächlich galten bisher etwa 300 km als die Strecke, ab
welcher sich das Umladen auf die Bahn lohnt. Durch die Paarigkeit
macht der intermodale Betrieb bereits auf Strecken ab 140 km
wirtschaftlich Sinn.
Möglich macht dies die Bauweise als sogenannter ACTS-Container.
ACTS steht für Abrollcontainer-Transportsystem. Diese Technologie,
die man unter anderem von Baustellen oder auch von Müllcontainern
kennt, kommt beim Verladen ohne zusätzliches Gerät aus. Stattdessen
befindet sich an der kurzen Seite des Containers eine Öse, die mit
dem Greifarm des passenden LKW gefasst werden kann. Rollen an der
Unterseite des Containers sorgen dafür, dass dieser mithilfe des LKW-
Greifarms einfach schräg auf den Boden – oder auf den bereitstehenden
Güterwaggon der Bahn – abgerollt werden kann. Auf- und zuklappbare
Türsysteme ermöglichen die schnelle Be- und Entladung von Rundholz
und die Zuladung von anderen Holzprodukten.
Zwtl.: Fortschritt durch Zusammenarbeit
Die innovative Entwicklung war nur durch enge Zusammenarbeit
innerhalb des Forschungskonsortiums möglich. Insbesondere waren die
Steiermarkbahn und Bus GmbH und die Wiener Lokalbahnen Cargo GmbH
beteiligt. Konzeptioniert und entwickelt wurde der Container von
Logistikforscherinnen und -forschern bei Fraunhofer Austria gemeinsam
mit der Firma Georg Kraemer Fahrzeugbau, die mit Ihrer Erfahrung die
konstruktive Gesamtverantwortung hatte und den Bau umsetzte.
Martin Werfring, Business Development bei der Wiener Lokalbahnen
Cargo GmbH sagt: „ Die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit im
Projekt PhysICAL hat gezeigt, dass verschiedenste Ansichten einer
Thematik am Ende zu einem mehr als zufriedenstellenden Ergebnis
führen können. Besonders die Entwicklung des noch nie dagewesenen
hybriden Holzcontainers, der auch noch multimodal eingesetzt werden
kann, hebt den paarigen Verkehr im Hinblick auf das
Einsparungspotential von CO2 auf ein neues Level. “
Zwtl.: Waage inklusive
Ein Exemplar des neuen Containertyps wurde im Rahmen des Projekts
prototypisch gebaut. Der Container, der sowohl für den Transport per
LKW als auch per Bahn zugelassen ist, wurde zum Abschluss des
Projekts erfolgreich getestet: Transporte sowohl von Rundholz als
auch von Hackschnitzeln in der Steiermark, Niederösterreich und
Oberösterreich beweisen die vielseitige Einsetzbarkeit des
Containers.
Der Container verfügt übrigens noch über einen dritten Vorteil:
eingebaute Verwiegesensorik sorgt dafür, dass stets Transparenz über
die aufgeladene Holzmenge herrscht. So lässt sich ein
unbeabsichtigtes Überladen des LKW sicher vermeiden.
Zwtl.: Über das Projekt PhysICAL
Das Leitprojekt PhysICAL hat am 1.6.2020 gestartet und endete mit
Ende Mai 2025. Ziel des Projekts war es zu zeigen, dass Kooperation
von Akteuren in der Logistik zu ökonomischen, ökologischen und
sozialen Vorteilen für alle führt. PhysICAL umfasst insgesamt vier
Pilotprojekte. Zusätzlich zur Entwicklung des beschriebenen
Holzcontainers beinhalten diese die Forschung an einer offenen
Transportmanagement-Plattform, an innovativen Zustellmöglichkeiten
auf der letzten Meile und die Entwicklung einer eCommerce Plattform
für KMU. Das Projekt PhysICAL wurde im Rahmen des FTI-Programms
Mobilität der Zukunft durch das Bundesministerium für Innovation,
Mobilität und Infrastruktur gefördert und von der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft FFG abgewickelt. Mehr zum Projekt
unter https://physical-project.at/