Viele Bergunfälle beim Abstieg: Alpenverein warnt vor Unfällen aufgrund sinkender Konzentration

Innsbruck (OTS) – Mit dem Beginn der Sommerbergsaison zieht es
zahlreiche Menschen
wieder in die Berge. Auffällig dabei: Viele Alpinunfälle ereignen
sich beim Abstieg. Dieser ist mitunter technisch anspruchsvoller als
der Aufstieg. Oft liegt die Ursache für solche Unfallereignisse laut
Österreichischem Alpenverein dennoch in der nachlassenden
Konzentration, bedingt durch die körperliche Ermüdung und
unzureichende Energiezufuhr. Für einen möglichst sicheren Abstieg
gibt der Alpenverein nun wichtige Hinweise und praktische
Empfehlungen.

Laut Daten des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit
(ÖKAS) wurden im Zeitraum vom 01. Mai bis 07. Juli 2025 rund 10% mehr
Verletzte in den Sommer-Bergsportdisziplinen (Mountainbiking,
Wandern/Bergsteigen, Kombinierte Tour/Hochtour, Klettern) registriert
als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Anzahl der tödlich
verunglückten Personen hat zum selben Vergleichszeitraum des Jahres
2024 in Österreich zugenommen, im Bundesland Tirol hat sich diese
sogar verdoppelt (aktuell 21). Darin inkludiert ist auch der
tragische Unfall durch Blitzschlag, wo 3 Personen davon betroffen
waren und als eher außergewöhnlich zu sehen ist.

Zu beobachten ist, dass sich viele Zwischenfälle im Zuge des
Abstiegs ereigneten – sei es nach einer Klettertour oder nach einer
Gipfelbesteigung. „Der Abstieg ist teilweise anspruchsvoll und
verlangt volle Konzentration – doch genau die lässt nach langen
Touren oft nach“, so Jörg Randl, Leiter der Abteilung Bergsport im
Österreichischen Alpenverein . Und weiter: „Insbesondere die richtige
Ernährung und Flüssigkeitsversorgung sind dann wichtig, da bei
zunehmender körperlicher Erschöpfung infolge schlechter Versorgung
auch die Konzentrationsfähigkeit enorm abnimmt.“ Besonders beim
Abstieg kann dieser Konzentrationsverlust laut Randl gefährlich
werden.

Zwtl.: Richtige Verpflegung als Schlüssel

Ist eine Person beispielsweise beim Aufstieg dauerhaft mit hohem
Puls unterwegs, benötigt der Körper Kohlehydrate zur schnellen
Leistungserbringung. „Ohne eine kontinuierliche Zufuhr von rund 60
bis 90 Gramm Kohlenhydraten pro Stunde sowie ausreichend Flüssigkeit
und Elektrolyte sind diese Reserven bereits nach etwa 90 Minuten
erschöpft“, erklärt Randl . Und weiter: „Bei längeren Touren, etwa
über fünf Stunden, kann der Körper dadurch schon frühzeitig an seine
Grenzen stoßen. Die Folgeerscheinungen können dann von einer
nachlassenden Ausdauer, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme bis hin
zu Desorientierung reichen.“ Jörg Randl empfiehlt bei einer Bergtour
beispielsweise Energieriegel, Energiegels, Bananen, Trockenobst oder
auch Gummibärchen im Rucksack zu haben. Essenziell ist auch
ausreichend Flüssigkeit dabei zu haben – idealerweise in Form
isotonischer Getränke.

Zwtl.: Was außerdem zählt: Selbsteinschätzung, Tourenplanung und
Ausrüstung

Der Alpenverein weist außerdem darauf hin die eigene körperliche
und mentale Leistungsfähigkeit schon bei der Tourenplanung zu
reflektieren. „Touren sollten realistisch an körperliche wie mentale
Fitness und das eigene bergsportliche Können angepasst sein“, betont
Jörg Randl . Und weiter: „Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
steigern das Risiko eines Herz-Kreislauf-Versagens beträchtlich.
Daher sollte man seinem Körper nach einer Erkrankung oder Verletzung
die Zeit geben, sich zu erholen.“

Ebenso unverzichtbar ist eine vollständige, bergtaugliche
Ausrüstung. Neben passendem Schuhwerk mit rutschfester Sohle gehören
zur Grundausstattung: Mobiltelefon, Erste-Hilfe-Set, Kälte-, Regen-
und Sonnenschutz. Der Alpenverein empfiehlt ebenso eine Alu-
Rettungsdecke, Spikes (Schneeketten für Bergschuhe), einen Biwaksack
sowie Karten und ein Smartphone zum Orientieren.

Zwtl.: Fundierte Tourenplanung mit geprüften Informationen

Auch eine fundierte Tourenplanung mit geprüften Informationen ist
entscheidend für die Sicherheit am Berg. Tourenempfehlungen aus
sozialen Medien sind für eine seriöse Planung nicht geeignet.
Empfohlen wird hochwertiges Kartenmaterial wie die Alpenvereinskarten
und geprüfte Tourenportale wie alpenvereinaktiv.com .

Damit bei der Planung nichts übersehen wird, empfiehlt der
Alpenverein das „Fünf-Finger-Prinzip“, ein hilfreicher und einfacher
Ansatz zur Risikobewertung:

1.

Tour : Ist die Tour meinem Können angemessen? (Länge,
Schwierigkeit, Exposition, Höhenmeter, Gehzeit)

2.

Gruppe : Mit wem bin ich unterwegs?

3.

Aktuelle Bedingungen : Altschneefelder, Wegsperrungen?

4.

Wetter : Gewitter, Kaltfront, Hitze?

5.

Ausrüstung : Schutz vor Regen, Wind und Kälte, Sonnenschutz,
genug zu trinken, Notfallausrüstung (Handy, Erste-Hilfe-Set,
Biwaksack, Stirnlampe)?

Die Videoserie „Sicher Bergwandern“ beschäftigt sich auf
humoristische wie lehrreiche Weise mit den Herausforderungen des
Wanderns, von der Planung und Ausrüstung bis zur Trittsicherheit und
dem Wandern mit Kindern: PLAYLIST: Alle 7 Videos ▶ bit.ly/videos-
bergwandern

Weitere Informationen: Alpenverein – SicherAmBerg:
www.sicheramberg.at

Aussendung zum Thema Altschneefelder von Ende Mai:
https://www.alpenverein.at/portal/service/presse/2025/2025_05_27_Alt-
schneefelder.php

Fotos unter
www.alpenverein.at/portal/service/presse/2025/2025_07_11_Bergunfaell-
e.php

Telefonkontakte für Medienvertreter:innen unter:
www.alpenverein.at/portal/der-verein/ueber-
uns/geschaeftsstelle/oeffentlichkeitsarbeit.php