Wien/Genf (OTS) – Anlässlich des morgigen Starts der UN-Verhandlungen
über ein globales
Abkommen gegen Plastikmüll fordert der WWF konkrete, verbindliche
Maßnahmen. Dazu gehört unter anderem ein weltweites Verbot der
schädlichsten Kunststoffe sowie von krebserregenden und hormonell
wirksamen Chemikalien, die derzeit noch vielfach im Einsatz sind.
“Plastikmüll ist nicht nur eine tödliche Bedrohung für Tiere. Er
gelangt auch in Form von Mikroplastik in den menschlichen Körper –
mit weitreichenden Folgen” , sagt WWF-Meeresexperte Axel Hein und
verweist auf einen neuen WWF-Report , der die gesundheitlichen
Gefahren der Plastikverschmutzung für Menschen in den Fokus rückt.
Ziel der UN-Verhandlungen muss daher ein verbindliches Abkommen sein,
um effektiv gegen die Plastikverschmutzung vorgehen zu können.
Bisherige Versuche scheiterten aufgrund wirtschaftlicher Interessen
einzelner Staaten.
Der Handlungsdruck ist enorm, wie unter anderem das Ausmaß der
Verschmutzung in den Weltmeeren zeigt: Aktuell schwimmen
schätzungsweise 80 bis 150 Millionen Tonnen Plastik in unseren
Ozeanen. Das entspricht fast der Hälfte des Gewichts der gesamten
Weltbevölkerung. Für 60 bis 95 Prozent der weltweiten
Plastikverschmutzung der Meere ist Einwegplastik verantwortlich.
“Wenn das so weitergeht, wird es bald mehr Plastik als Fische im Meer
geben. Wir müssen die tödliche Plastikflut stoppen, bevor es zu spät
ist”, sagt Hein vom WWF. Strohhalme, Plastiksackerl und alte
Fischernetze sind die Ursache für den qualvollen Tod von
hunderttausenden Meereslebewesen jährlich – darunter seltene
Schildkröten, Wale und Delfine sowie Millionen von Seevögeln. “Ob im
Magen, als tödliche Schlinge um den Hals oder als Giftstoff: Für
Meerestiere gibt es keine Chance, dem Plastik zu entkommen”, sagt
Axel Hein vom WWF.
Geisternetze als zunehmende Bedrohung
Neben Einwegplastik, das direkt oder über Fließgewässer ins Meer
gelangt, stellt auch die Verschmutzung durch Fischereiausrüstung ein
zunehmendes Problem dar. Laut einer umfassenden Studie könnten die
jährlich verlorenen Hochseenetze schätzungsweise mehr als 90 Prozent
der Fläche Österreichs bedecken. Mit den jedes Jahr verlorenen
Langleinen und Seitenleinen, mit denen beispielsweise Thunfisch
gefangen wird, könnte man einmal zum Mond und zurückfliegen. Allein
in den europäischen Meeren gehen schätzungsweise 1.700 bis 3.000
Tonnen Fanggeräte pro Jahr verloren.
Auch im Mittelmeer sind die sogenannten Geisternetze ein massives
Problem. Der WWF Österreich arbeitet gemeinsam mit dem WWF Adria und
lokalen Fischer:innen sowie Taucher:innen zusammen, um die tödlichen
Fallen für Meeresbewohner aus dem Meer zu entfernen. “Die Geisternetz
-Bergungen sind sehr teuer und riskant. Nur erfahrene Taucher:innen
können die Netze aus der Tiefe holen. Aber unser Einsatz ist enorm
wichtig, denn der Schaden, den die Netze unter Wasser an den
Lebewesen anrichten können ist immens”, sagt Hein, der im letzten
Sommer selbst an einem Bergungstauchgang in Kroatien teilgenommen
hat. Ziel des WWF ist es, bis zum Jahr 2028 jährlich rund eine Tonne
Geisternetze aus dem kroatischen Mittelmeer zu bergen.
Über die UN-Plastik-Verhandlungen:
Von 5. bis 14. August 2025 werden die Staaten in Genf zu einer
weiteren Verhandlungsrunde zusammenkommen, um eine Einigung über ein
globales Abkommen zur Beendigung der Plastikverschmutzung zu
erzielen. Die Verhandlungen in Südkorea im vergangenen Dezember
konnten nicht wie geplant abgeschlossen werden. Sie scheiterten an
fundamental unterschiedlichen Interessen, insbesondere am Widerstand
einiger Staaten, die versuchen, den Geltungsbereich des Vertrags auf
die Abfallbewirtschaftung zu beschränken, statt die Ursachen des
Problems – wie übermäßige Produktion von Rohmaterial und
Einwegplastik – anzugehen.
Neuer WWF-Report zu den Auswirkungen der Plastikverschmutzung auf
Menschen und Umwelt (en) hier.
Unterwasser-Videos von Geisternetz-Bergungen hier .
Bilder zur Plastikverschmutzung hier und zu Geisternetzen hier .