Wien (OTS) – „Es ist ein längst überfälliger Schritt, dass
Pflegeberufe nun
endlich umfassend in die Schwerarbeitsverordnung aufgenommen werden.
Wer aber glaubt, damit sei für die Pflegekräfte echte Entlastung
geschaffen, verkennt die Lebensrealität der Beschäftigten“, sagt
Ralph Schallmeiner, Pflegesprecher der Grüne, zur Ausweitung der
Schwerarbeit auf Pflegeberufe.
Der problematische Kern bleibt: Nach wie vor sind 45
Versicherungsjahre für die Schwerarbeitspension Pflicht – ein Ziel,
das für viele Beschäftigte, besonders für Frauen, schlicht
unerreichbar ist. „Aktuell schaffen nur rund 25 Prozent aller
Pensionist:innen diese Hürde, bei Frauen sind es sogar nur etwa vier
Prozent – daran wird sich auch künftig wenig ändern“, betont
Schallmeiner.
Die Schwerarbeitspension bleibt zudem weiterhin frühestens mit 60
zugänglich – einem Alter, mit dem viele aufgrund der hohen physischen
und psychischen Belastungen längst aus dem Beruf ausgeschieden sind,
meint Schallmeiner: „Es ist fast schon zynisch: Viele Beschäftigte
schaffen es gar nicht bis zur Altersgrenze, sondern müssen aus
gesundheitlichen Gründen früher aussteigen. Diese Erkenntnis müsste
eigentlich dazu führen, endlich für gesunde Arbeitsbedingungen und
anständige Bezahlung zu sorgen. Wer heute an Prävention, Anerkennung
und bei den Fachkräften spart, zahlt morgen doppelt – menschlich wie
finanziell.“
„Die leichte Kürzung des Schwellenwerts auf zwölf Schichten pro
Monat bei Schichtarbeit ist ein kleiner Schritt in die richtige
Richtung, aber ändert am Grundproblem kaum etwas. Die Regierung geht
nicht einmal von 1.000 Betroffenen jährlich aus. Mich überrascht
außerdem, dass keinerlei Angabe zur Geschlechterverteilung
aufscheint. Wohl auch, weil man weiß, dass gerade Frauen von der
aktuellen Konstruktion kaum profitieren werden“, ergänzt
Schallmeiner.
„Was es braucht, ist echte Entlastung im Alltag und Vorsorge, die
schon im Berufsleben greift. Wir Grüne haben bereits mit einer extra
Urlaubswoche ab 43 Jahren eine konkrete Entlastung umgesetzt. Nötig
sind jedoch noch weitere Schritte: kürzere Arbeitszeiten, bessere und
bundeseinheitliche Personalschlüssel, mehr Planbarkeit im Dienstplan.
Nur so wird Wertschätzung für Pflege auch tatsächlich spürbar – leere
Versprechen helfen niemanden“, betont Schallmeiner.
Dem kleinen Fortschritt bei der Schwerarbeitspension steht ein
harter Rückschritt gegenüber: Das Land Salzburg streicht das 15.
Gehalt für Pflegekräfte, das Projekt der Community Nurses wird
eingestellt.
„Weniger Gehalt verschärft den Fachkräftemangel noch weiter“,
kritisiert Schallmeiner und hält fest: „Viele verlassen den Beruf,
auch, weil die finanzielle und gesellschaftliche Wertschätzung fehlt.
Das höhere Gehalt der vergangenen Pflegereform war ein entscheidender
Bleibefaktor und ist durch den Pflegefonds bundesweit finanziert.
Salzburg entzieht diesen Beschäftigten jetzt willkürlich die
verdiente Anerkennung. Wieso das von Ministerin Schumann und der
Bundesregierung geduldet wird, ist völlig unverständlich. Sollte es
Schule machen – und einiges deutet darauf hin – dass andere Länder
mit FPÖ-Regierungsbeteiligung hier nachziehen wollen, dann
verschärfen wir den Fachkräftemangel in der Pflege zusehends.“