Salzburger Festspiele (2) – Babler: „Holen wir uns gemeinsam die Zukunft zurück“

Wien (OTS) – Im Zuge der Eröffnung der Salzburger Festspiele
unterstreicht
Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler heute, Samstag, die
gesellschaftliche Relevanz von Kunst und Kultur: „Kunst kann – gerade
in Krisenzeiten – unser Kompass sein. Sie kann uns beim Nachdenken
über die Welt und beim Entwickeln von Lösungen helfen.“ Babler
erinnert in seiner Rede an den kürzlich verstorbenen Direktor des
Wiener Burgtheaters Claus Peymann und sieht die Festspiele „als Orte
echter gesellschaftspolitischer Debatte.“ Klassiker der Hochkultur
würden uns einen Spiegel vorhalten und uns an ewige Konstanten
erinnern. Popkultur und zeitgenössische Kunst verraten uns etwas über
das Hier und Jetzt, über unser Lebensgefühl. Die Themen, die in Film
und Musik verhandelt werden, seien „ein Seismograph des Zeitgeists.
Dieser Seismograph schlägt aktuell eher in die pessimistische
Richtung aus – nicht nur hier in Salzburg. Das war nicht immer so.“ *
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Babler erinnert sich an seine Kindheit und Jugend. An eine Zeit,
in der seine Eltern daran glaubten, dass es ihm als Arbeiterkind
einmal besser gehen würde. Die an eine Politik glaubten, die das
ermöglicht, eingebettet in mehr Verteilungsgerechtigkeit. „Zukunft
bedeutete Vision, Abenteuer – sie war ein Versprechen. Heute – nur
ein paar Jahrzehnte später – sieht das völlig anders aus. Die
Visionen der Zukunft sind fast immer apokalyptisch. Sie wurzeln im
Aufstieg der Rechtsextremen und Autoritären, sie wurzeln im Krieg,
den Russland gegen die Ukraine führt. In der Zerstörung des Gaza-
Streifens und dem unvorstellbaren Leid der palästinensischen
Zivilbevölkerung. Und auch, wenn die Wurzeln allzu klar sind, frage
ich mich: Warum sind wir so pessimistisch geworden?“, so Babler.

„Meine These: Der Bruch kam mit der Finanzkrise 2008. Träume
platzten – und manche hörten ganz auf zu träumen. Damit begann das
große Versprechen, unser gemeinsames Versprechen der Nachkriegszeit
zu bröckeln. Heute versuchen viele nur noch, den Abstieg
aufzuhalten“, so Babler. Zuerst müsse man die Welt sehen, wie sie
ist. Nur so kann das Mindset entstehen, das uns – so der
Bundespräsident in Bregenz – in die Zukunft führe. Denn: „Ja – es
gibt Probleme, und es wird immer welche geben. Aber wir hatten noch
nie so gute Voraussetzungen, sie zu lösen.“ Man müsse sich dafür nur
die Geschichte Österreichs ansehen. „Wer hätte damals gedacht, dass
auf den Trümmern des Zweiten Weltkriegs eine der lebenswertesten
Demokratien der Welt entstehen würde?“

Babler kommt daher zu einem optimistischen Schluss: „Wir können
in einer besseren Welt leben. Sie wird nicht untergehen, wenn wir
gemeinsam handeln. Wir können der Klimakrise als drängendster Frage
unserer Zeit entgegentreten, wenn wir der Wissenschaft folgen. Wir
können Österreich gerechter machen, damit hier wieder große Träume
wachsen. Wir müssen nur wieder an unsere Stärken glauben,
entsprechend handeln und für ein Mehr an Gerechtigkeit sorgen.“ Die
Kunst weise auch dort den Weg, denn, wie der große Theatermacher
Peymann sagte: „Theater kontrolliert die Mächtigen, Theater spricht
für die Ohnmächtigen.“, so Babler. Der deswegen warnt: „Wir dürfen
die Kassandras unserer Zeit nicht ignorieren. Die jungen Menschen die
warnen und mahnen – doch kaum jemand hört ihnen zu.“

„Lassen wir uns hier und heute und während der gesamten
Festspielzeit inspirieren – und dann beharrlich handeln. Denken wir
darüber nach, wie wir Krisen meistern, wie wir mit Veränderungen
umgehen und wie wir das Aufstiegsversprechen Österreichs wieder
wahrmachen können.“ Babler schließt seine Rede mit einem Auftrag an
alle Besucher*innen der Salzburger Festspiele: „Lassen Sie uns wieder
gemeinsam träumen. Holen wir uns gemeinsam die Zukunft zurück.“ (
Schluss) ff