Richtigstellungen zum Pflanzenschutz und seiner Notwendigkeit in Österreich

Wien (OTS) – Wer seine Ernte nicht den Schimmelpilzen, Schadinsekten
und anderen
Erregern zum Fraß vorwerfen möchte, muss seine Pflanzen schützen und
das wird auch mithilfe von Pflanzenschutzmitteln gemacht. Dabei
handelt es sich um ein höchst kontrovers diskutiertes Thema, das auch
heute – aufgrund von Falschinformationen in den Presseaussendungen
von Global 2000 und der Grünen Partei – erneut polarisiert. Der
Österreichische Branchenverband für Obst und Gemüse (ÖBOG) nimmt dies
zum Anlass, um mit Zahlen, Daten und Fakten aufzuklären.

„Pflanzen werden im Feld und Obstgarten durch Insekten, Pilze und
andere Schadfaktoren bedroht. Ohne wirksame Maßnahmen drohen
Ertragsausfälle oder die Aufgabe der Produktion . Das sehen wir
mittlerweile Tag für Tag. Der Einsatz zugelassener Mittel dient dem
Schutz der Kulturpflanzen und damit der Lebensmittelversorgung. Für
die Obst- und Gemüseproduktion sind Pflanzenschutzmittel eine
Notwendigkeit, um gesunde, sichere und nachhaltige Lebensmittel zu
erzeugen. Gleichzeitig arbeiten unsere Landwirtinnen und Landwirte
mit größter Sorgfalt und unter deutlich strengeren Auflagen als viele
Produzentinnen und Produzenten im Ausland“, betont ÖBOG-Obmann
Manfred Kohlfürst , selbst Obstbauer in der Steiermark.

Zugelassene Pflanzenschutzmittel mehrfach und strengstens geprüft

„Alle in der EU und in Österreich zugelassenen
Pflanzenschutzmittel sind mehrfach und strengstens geprüft und dürfen
nur eingesetzt werden, wenn sie als sicher für Mensch, Tier und
Umwelt bewertet worden sind. Auf EU-Ebene dauert eine
Wirkstoffzulassung im Schnitt elf Jahre und erfordert enorme
Ressourcen, um die hohen Sicherheitsanforderungen zu erfüllen.
Behörden überwachen außerdem laufend Rückstände in Lebensmitteln,
Trink- und Grundwasser und der Umwelt. Den amtlichen Untersuchungen
zufolge sind österreichische Produkte nachweislich deutlich sicherer
als importierte Waren und Lebensmittel, was auch auf die strengen
nationalen Vorgaben zurückzuführen ist“, erklärt Kohlfürst.

„Landwirtinnen und Landwirte müssen in Österreich außerdem
regelmäßig Ausbildungen absolvieren, um einen professionellen
Pflanzenschutz sicherzustellen. Dazu zählt auch die Wahl
standortgerechter Kulturen, die so genannte Fruchtfolge, also dass
nacheinander unterschiedliche Pflanzen angebaut werden, um Schädlinge
zu verhindern und den Boden vital zu halten, mechanische Verfahren,
bei denen etwa Unkraut entfernt wird bis zum Einsatz des LK-
Warndienstes. Pflanzenschutzmittel sind somit nur das letzte Mittel
der Wahl“, erläutert der ÖBOG-Obmann.

Anwendungsmengen von Pflanzenschutzmitteln in Österreich
rückläufig

„Faktum ist auch, dass die Anwendungsmengen von
Pflanzenschutzmitteln in Österreich rückläufig sind: Laut den
offiziellen Zahlen der Österreichischen Agentur für Gesundheit und
Ernährungssicherheit (AGES) ist der Einsatz chemisch-synthetischer
Pflanzenschutzmittel von 2011 bis 2024 um rund 30% gesunken. Auch die
Gesamtmenge der in Verkehr gebrachten Wirkstoffe ohne CO₂ ist seit
2011 um 7,1% zurückgegangen“, so Kohlfürst. Seit 2016 wird
Kohlendioxid (CO₂) in die Statistik der in Verkehr gebrachten
Wirkstoffe einbezogen. CO₂ (ein Luftbestandteil, der ohnehin in der
Industrie als Nebenprodukt anfällt) wird jedoch hauptsächlich – in
für das Klima nicht relevanten Mengen – zur Lagerung eingesetzt,
nicht jedoch in der Feldanwendung bzw. als gängiges
Pflanzenschutzmittel. „Diese statistische Änderung kann den Eindruck
erwecken, die Gesamtmenge sei stark gestiegen – tatsächlich
verfälscht die Einbeziehung von CO₂ die Vergleichbarkeit mit früheren
Jahren jedoch“, stellt der ÖBOG-Obmann richtig.

Schlechtere Schutzmöglichkeiten als in anderen EU- oder gar
Drittstaaten

„Die Menge der tatsächlich eingesetzten Pflanzenschutzmittel in
Österreich ist also rückläufig. Dieser Rückgang ist das Ergebnis des
sorgsamen Umgangs der Betriebe. Nichtsdestotrotz sind wir in der
Lebensmittelerzeugung weiterhin auf diese Schutzmaßnahmen und -mittel
angewiesen“, so Kohlfürst. „Das wirkliche Problem in Österreich ist
nicht ein Übermaß, sondern vielmehr ein Mangel an Wirkstoffen, was
immer mehr wertvolle regionale Lebensmittel aus unseren Regalen
verschwinden lässt! Im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten und
vor allem zu Ländern außerhalb der EU verfügen wir über weniger
zugelassene Mittel und haben damit auch weniger Schutzmöglichkeiten“,
kritisiert der ÖBOG-Obmann.

Viele Obst- und Gemüsekulturen in starker Bedrängnis

„Immer mehr Kulturen geraten in Bedrängnis. Das zeigt sich direkt
in der Praxis: Zwischen 2017 und 2023 gingen 54 der insgesamt 377
Hektar Kirschenfläche verloren. Die Folge: Konsumentinnen und
Konsumenten kaufen zunehmend importierte Kirschen, die mit
Wirkstoffen behandelt wurden, die in Österreich nicht zugelassen
sind. Das gesellschaftliche Interesse ist es, hochwertige
Lebensmittel zu produzieren, was ohne Schutz der Pflanzen vor
Schädlinge und Krankheiten nicht möglich ist“, erläutert der
Branchenobmann.

„Auch heuer gab es beispielsweise wieder Fälle, bei denen
Betriebe ihre Kirschenkulturen ein ganzes Jahr lang gepflegt und mit
hohen Investitionen vor Frost geschützt haben, die Ernte aber
aufgrund fehlender Pflanzenschutzmöglichkeiten und darauffolgenden
Insektenbefalls verkommen ist – schade für die Konsumenten, eine
Katastrophe für die Bauern. So kann auf Dauer niemand wirtschaften.
Und eines ist klar: Im Ausland wird niemand so nachhaltig und
gewissenhaft für die österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten
produzieren wie unsere österreichischen Betriebe“, ist sich Kohlfürst
sicher.

19% der Obstbaubetriebe und 14% der Anbaufläche in letzten sechs
Jahren verloren

„Auch die im Vergleich zu den Nachbarländern hohen
Lohnnebenkosten sind eine große Belastung für die Familienbetriebe.
Die Fakten sprechen für sich. Der Obstbau in Österreich hat in den
letzten sechs Jahren 19% der Betriebe und 14% der Anbaufläche
verloren und auch im Gemüsebau wurde die Produktion von sämtlichen
Gemüsearten stark reduziert bzw. wie im Falle der Kohlsprossen ganz
aufgegeben. Wenn wir in Österreich auch künftig heimisches Obst und
Gemüse essen wollen, brauchen unsere Betriebe Rahmenbedingungen, die
nachhaltige Produktion ermöglichen. Außerdem brauchen wir die
Unterstützung und das verdiente Vertrauen der Menschen statt einer
weiteren unseriösen Polarisierung“, fordert der ÖBOG-Obmann.