respACT-Talk zur EU-Omnibus-Initiative: Zwischen Erleichterung und Unsicherheit für nachhaltiges Wirtschaften

Wien (OTS) – Die geplante EU-Omnibus-Initiative zur Entlastung von
Unternehmen
sorgt für gemischte Reaktionen in der Wirtschaft. Während eine
Reduktion des Berichtsaufwands grundsätzlich begrüßt wird, sehen
Expert*innen auch große Risiken für Glaubwürdigkeit,
Planungssicherheit und die langfristige Verankerung von
Nachhaltigkeit. Das wurde am 27. Juni beim respACT-Talk im
Österreichischen Genossenschaftsverband (ÖGV) in Kooperation mit der
Volksbank Wien deutlich.

Rund 50 Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik
diskutierten über die Auswirkungen der Initiative auf nachhaltige
Unternehmensführung. Dabei wurde klar: Weniger Regulierung darf nicht
zu weniger Verantwortung führen.

Zwtl.: Verunsicherung durch drohenden Rückbau

„Die geplante Änderung der CSR-Richtlinie könnte dazu führen,
dass berichtspflichtige Unternehmen, wie etwa das Umweltbundesamt,
künftig nicht mehr berichten müssten“, erklärte Monika Brom ,
Expertin für Environmental Management Systems and Sustainability
Reporting im Umweltbundesamt, in ihrer fachlichen Einführung. “Das
sorgt für Verunsicherung und gefährdet die Verankerung von
Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis.”

Josef Baumüller von der WU/TU Wien äußerte sich ebenfalls
kritisch: „Ein großer Teil der Vorhaben der letzten Jahre in puncto
Nachhaltigkeit ist zur bloßen ‘Verhandlungsmasse’ geworden. Das
Fundament des Green Deal bricht damit weg. Den Interessen der
Wirtschaft wird jedenfalls nicht zugetragen – weder kurz-, mittel-
noch langfristig.“

Zwtl.: Nachhaltigkeit als Muss – nicht als Option

In der anschließenden Paneldiskussion betonten
Unternehmensvertreter*innen aus der Praxis, dass Nachhaltigkeit
längst zur unternehmerischen Pflicht geworden ist und weit über
gesetzliche Anforderungen hinausgeht.

“Für uns als produzierendes Unternehmen ist klar: Die
Auseinandersetzung mit Klimarisiken ist längst ein
betriebswirtschaftliches Muss“, betont Sophie Valina , Head of ESG
der NÖM AG. ”Nachhaltigkeit darf kein Nice-to-have sein, sondern ist
entscheidend für Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsstärke. Gerade
deshalb braucht es in der politischen und fachlichen Debatte mehr
Raum für die Perspektiven aus der Praxis.“

Auch Alexander Boubal , Chief Sustainability Officer der SIMACEK
GmbH, unterstrich die strategische Bedeutung nachhaltiger Ansätze:
“Gerade in einer arbeitsintensiven Branche wie unserer entscheidet
sich Nachhaltigkeit nicht nur in CO₂-Bilanzen, sondern vor allem im
Umgang mit Menschen. Die soziale Dimension ist für uns ein zentraler
Hebel für langfristige Wirkung.”

Zwtl.: Strategisches Handeln jetzt wichtiger denn je

Der Konsens unter den Teilnehmer*innen war klar:
Nachhaltigkeitsberichterstattung bleibt ein zentrales
Steuerungselement für Unternehmen. Eva Maria Meißl , Senior Expert
bei der EFS Unternehmensberatung, betonte: “Trotz aller
Verunsicherung rund um die aktuellen Omnibus-Aktivitäten wird
deutlich: Der grundsätzliche Wert von Nachhaltigkeits-Reporting wird
nicht infrage gestellt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich ohne
akuten Regulierungsdruck strategisch im Bereich Nachhaltigkeit
aufzustellen, um die Zukunftsfähigkeit und Resilienz des eigenen
Unternehmens zu sichern.”

Zwtl.: Mehr Unterstützung statt Rückbau gefordert

Die Diskussion zeigte: Es braucht keine neuen Hürden, sondern
klare Rahmenbedingungen, verlässliche Datenstrukturen und gezielte
Unterstützung – vor allem für kleine und mittlere Unternehmen.
Anstelle eines regulatorischen Rückbaus müsse die Transformation zur
nachhaltigen Wirtschaft aktiv begleitet werden.

respACT-Geschäftsführerin Daniela Knieling resümiert:
„Nachhaltigkeit darf nicht an Bedeutung verlieren. Statt Unsicherheit
braucht es jetzt Klarheit und Rückenwind für verantwortungsvolles
Wirtschaften.“

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch die Broschüre “So geht
Nachhaltigkeit: für KMU und Genossenschaften” der Volksbank Wien
vorgestellt. Alle Informationen dazu gibt es hier: Die
Nachhaltigkeits-Guides für KMU und Genossenschaften

Über das Format

Die Veranstaltung wurde am 27.6.2025 in Kooperation mit der
Volksbank Wien und mit Unterstützung der Industriellenvereinigung
umgesetzt.

Über respACT:

respACT – Austrian Business Council for Sustainable Development
ist Österreichs führende Unternehmensplattform für Corporate Social
Responsibility (CSR) und nachhaltige Entwicklung. Der Verein
unterstützt seine über 450 Mitgliedsunternehmen dabei, ökologische
und soziale Ziele ökonomisch und eigenverantwortlich zu erreichen.