Wien (OTS) – In aktuellen Debatten rund um die psychosoziale
Versorgung an Schulen
wird vermehrt vermittelt, dass punktuelle therapeutische Maßnahmen
der richtige Weg seien, um den steigenden Belastungen im
Bildungssystem zu begegnen. Dabei wird Schulpsychologie oft auf ihre
akute Krisenintervention reduziert. Der Berufsverband
Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) hält dem
entschieden entgegen: Schulpsychologie ist mehr als ein Akutwerkzeug
– sie ist eine tragende Säule einer kontinuierlichen,
interdisziplinären und niedrigschwelligen Versorgung innerhalb des
Bildungssystems.
„Schulpsychologie schützt – sie stabilisiert, begleitet und
stärkt – weit, bevor es zu Eskalationen kommt. Das schützt nicht nur
einzelne, sondern unser ganzes Bildungssystem“, betont BÖP-
Präsidentin a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger.
Zwtl.: Mehr als Akuthilfe – Schulpsychologie ist psychologische
Präsenz im System Schule
SchulpsychologInnen begleiten SchülerInnen, PädagogInnen und
Eltern verlässlich über längere Zeiträume. Sie erkennen frühzeitig
psychische Belastungen, intervenieren präventiv und kurativ und
gestalten gemeinsam mit Schulen ein gesundes psychosoziales Umfeld.
Diese systemisch eingebettete Arbeit stellt sicher, dass Probleme
nicht erst in einer akuten Krise sichtbar werden, sondern rechtzeitig
aufgefangen werden können.
Dabei kommt Klinischen PsychologInnen in der Schulpsychologie
eine besonders wichtige Rolle zu- vor allem bei der Diagnostik etwa
von Suizidalität, Entwicklungsauffälligkeiten, Angststörungen oder
bei komplexen Kriseninterventionen und vielem mehr. Viele dieser
Aufgaben unterliegen dem gesetzlich geschützten Tätigkeitsvorbehalt
der Klinischen Psychologie und erfordern eine entsprechende
Einbindung im Bildungssystem. Wo diese fehlt, entsteht nicht nur
Unsicherheit in der Versorgung, sondern auch eine rechtliche
Grauzone, die dringend geschlossen werden muss.
Zwtl.: Struktur sichern, Qualität stärken
Die aktuellen Rahmenbedingungen reichen bei weitem nicht aus, um
den bestehenden Bedarf an schulpsychologischer Unterstützung zu
decken. Mit einem Betreuungsschlüssel von rund 1:6000 SchülerInnen
liegt Österreich deutlich hinter dem EU-Durchschnitt und
vergleichbaren Ländern. Eine deutliche Erhöhung der Planstellen,
verbunden mit einer gerechteren regionalen Verteilung, ist daher
unumgänglich, um flächendeckende schulpsychologische Versorgung
gewährleisten zu können.
Zwtl.: Neue BÖP – IG Schulpsychologie unterstreicht strategischen
Fokus
Mit der Gründung einer neuen Interessensgruppe „Schulpsychologie“
legt der BÖP den Fokus verstärkt auf die Weiterentwicklung und
langfristige Absicherung der Schulpsychologie und deren Arbeit. Denn
klar ist: Eine bloße Verdoppelung der Kapazitäten in den nächsten
drei Jahren kann lediglich einen ersten Schritt darstellen.
„Dies setzt aber voraus, dass SchulpsychologInnen im Schulumfeld
über einen klar definierten Handlungsspielraum und über entsprechende
Fachkompetenzen verfügen. Ihre Arbeit reicht weit über
Akutintervention hinaus – sie trägt wesentlich zur Bildungsqualität,
Chancengerechtigkeit und zur psychischen Gesundheit junger Menschen
bei“, sagt a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger.