Wien (OTS) – Was haben Unternehmen wie Mr Green, Interwetten,
Lottoland und viele
andere gemeinsam? Richtig – sie sind allesamt Sportwettenanbieter,
die zur besten Sendezeit in Österreich um Wetteinsätze werben. So
weit ist alles legal.
Was viele jedoch nicht wissen – oder bewusst ausblenden: Hinter
dieser legalen Fassade öffnen zahlreiche dieser Unternehmen über die
Hintertür ihrer Sportwettenplattformen den Zugang zu illegalem Online
-Glücksspiel . Ohne österreichische Lizenz und ohne staatliche
Aufsicht werden dort Slots, Roulette, Blackjack oder Poker angeboten
– Spiele, die tausende Menschen in Schulden und Spielsucht treiben,
während die Anbieter jährlich Millionengewinne erzielen.
Ein Großteil dieser Unternehmen ist in Malta lizenziert, zahlt in
Österreich jedoch nur teilweise oder gar keine Lizenzabgaben – ein
Umstand, dem der Staat bislang tatenlos zusieht. Ursprünglich hatte
die Regierung versprochen, das Glücksspielgesetz zu reformieren und
neue Lizenzen auszuschreiben.
Zwtl.: Komplexe EU-Ausschreibung – aber kein klarer Fahrplan
Österreich verfügt über ein staatliches Glücksspielmonopol, das
durch das Glücksspielgesetz geregelt ist. Die einzige gültige Online-
Glücksspielkonzession hält derzeit win2day von den Casinos Austria.
Laut einem aktuellen Bericht des Magazins profil könnte die
Neuausschreibung der Spielbankenkonzessionen erneut verschoben werden
– womit die bestehenden Lizenzen der Casinos Austria verlängert
würden.
Bereits jetzt bringen sich finanzstarke Konzerne aus ganz Europa
in Stellung: Sie investieren in teure Lobbying-Kampagnen, engagieren
PR-Agenturen und präsentieren sich als vermeintliche Vorreiter des
Spielerschutzes. In Wahrheit geht es jedoch um Milliardenumsätze –
und um politischen Einfluss. Der österreichische Glücksspielmarkt
gilt in Europa als besonders attraktiv.
Besonders kritisch: Der Rechnungshof empfahl bereits vor Jahren,
für die Neuausschreibung mindestens zweieinhalb Jahre Vorlaufzeit
einzuplanen, um rechtliche Risiken und Einsprüche abzufedern. Diese
Frist ist längst überschritten.
„ Man spielt hier sprichwörtlich mit gezinkten Karten “, sagt
Rechtsanwalt Dr. Oliver Peschel. „ Wenn die Ausschreibung erneut
verschoben wird, profitieren die bisherigen Branchenriesen – während
innovative, neue Anbieter außen vor bleiben. Das ist ein Schlag ins
Gesicht für fairen Wettbewerb und Spielerschutz. Das Glücksspiel
wandert damit immer stärker in den Schwarzmarkt ab. “
Zwtl.: Spielerschutz bleibt der große Verlierer
Dr. Oliver Peschel , Gründer der Plattform www.spieleranwalt.at ,
vertritt seit Jahren geschädigte Spielerinnen und Spieler gegen
illegale Anbieter. Er sieht den Staat klar in der Verantwortung:
„ Die Regierung hat dringenden Handlungsbedarf und darf nicht
länger wegschauen. Es ist paradox, dass man illegale Casinos gewähren
lässt, während man bei der Lizenzvergabe legale Strukturen verzögert.
Damit gefährdet die Regierung nicht nur den Spielerschutz, sondern
auch die Glaubwürdigkeit des Rechtsstaates .“
Peschel verweist auf das deutsche Beispiel, wo der
Glücksspielmarkt seit 2021 durch den Glücksspielstaatsvertrag klar
geregelt wird:
„ Deutschland zeigt, dass Regulierung funktioniert – mit einer
unabhängigen Behörde, verbindlichen Spielerschutzmaßnahmen und einem
transparenten Lizenzsystem. Österreich hingegen hält an einem Modell
fest, das illegale Online-Casinos weitgehend unbehelligt lässt und
legale Angebote aufgrund fehlender Lizenzvergabe verhindert. “
Zwtl.: Zeit für klare Regeln statt politischer Verzögerung
Mit einem offenen Lizenzmodell könnten langwierige Einsprüche und
Anfechtungen vermieden werden, da theoretisch alle Anbieter – bei
Erfüllung strenger Spielerschutzvorgaben – eine Lizenz erhalten
könnten.
Dieses Modell wäre zudem rasch umsetzbar. Für Peschel steht fest:
„ Österreich braucht kein Provisorium, sondern endlich ein modernes
Glücksspielgesetz. Mit einem offenen Multi-Lizenzmodell nach
deutschem oder schwedischem Vorbild könnten faire
Wettbewerbsbedingungen geschaffen, illegale Anbieter eingedämmt und
hunderte Millionen Euro an Steuereinnahmen gesichert werden. Der
Spielerschutz darf nicht länger der politischen Bequemlichkeit
geopfert werden.“