Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am
23. Juni 2025
um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON bringt u. a. den neuen
musikalischen Streich von „Schachnovelle“-Star Nils Strunk und begibt
sich mit Autorin Nell Zink auf einen Roadtrip. Anschließend an das
Magazin steht eine Dokumentation anlässlich des 75. Geburtstags von
Marlene Streeruwitz (23.30 Uhr) auf dem Programm.
Ein umtriebiger Blitzkerl: Nils Strunks neuer Streich „Carmen“
Mit Mozarts „Zauberflöte“ sorgte er für hymnische Kritiken, mit
Stefan Zweigs „Schachnovelle“ spielte und musizierte er sich
endgültig in die Herzen des österreichischen Publikums. Nils Strunk,
das Multitalent, der Alleskönner aus Bad Oldesloe in Schleswig-
Holstein. Aufgewachsen ist der heute 35-Jährige in der Thomas-Mann-
Geburtsstadt Lübeck, er spielte als Jugendlicher in verschiedenen
Bands und verdiente sich als Regie-Hospitant erste Sporen etwa bei
Andrea Breth. Mit „Mozart und Salieri“ gab er als Regisseur sein
Debüt am Staatstheater Karlsruhe. Dazwischen reüssierte er immer
wieder auch als fulminanter Bühnenmusiker, und das ohne je Noten
lesen erlernt zu haben. Seit 2021/22 ist Strunk festes
Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater. Gemeinsam mit Lukas Schrenk
hat er sich den märchenhaften Stoff der „Zauberflöte“ vorgeknöpft und
eine ganz unbekümmerte Neufassung geschaffen, die zum Kassenschlager
an der Burg wurde. Von Volksopernchefin Lotte de Beer bekam er eine
künstlerische Carte blanche für sein Projekt „Carmen – an opera-
musical throwback“. Eine der wohl populärsten Oper der
Musikgeschichte verwandelt das dynamische Duo gemeinsam mit Gabriel
Cazes in einen wilden Ritt quer durch die verschiedensten Musikstile
– von Jazz und Flamenco über Western bis hin zu Musical, Pop und
Chanson. Bevor „Carmen“ an der Wiener Volksoper Anfang Oktober in der
Volksoper unter dem Titel „Killing Carmen“ Premiere hat, feiert die
ungewöhnliche Produktion auf dem Wiener Donauinselfest seine
Uraufführung. Nils Strunk ist live zu Gast bei Clarissa Stadler.
Eine lässige Humoristin: Nell Zinks neuer Wurf „Sister Europe“
Sie gilt als eine der originellsten Stimmen der US-amerikanischen
Gegenwartsliteratur. Entdeckt wurde Nell Zink von keinem Geringeren
als Jonathan Franzen. In einem Leserbrief hatte die Hobby-
Ornithologin den Bestseller-Autor für seine mangelnden
Vogelkenntnisse kritisiert, woraufhin dieser zu ihrem größten
Förderer wurde. Zum Schreiben ist die 1964 in Virginia, Kalifornien,
geborene studierte Philosophin und Medienwissenschafterin erst im
Alter von 50 gekommen. 2019 veröffentlichte sie ihren ersten Roman
„Virginia“ und wurde dafür gleich für den renommierten National
Booker Award nominiert. Inzwischen hat sich Zink, die südlich von
Berlin in der beschaulichen Kreisstadt Bad Belzig lebt, eine riesige
Fangemeinde erschrieben. Ihren neuen Roman hat sie in der deutschen
Hauptstadt Berlin angesiedelt. In „Sister Europe“ bekommen die Woken,
die Anti-Woken, die Toleranten, die Rassisten oder gleich der ganze
Kunst- und Literaturbetrieb ihr Fett weg. Lässig und mit jeder Menge
Humor bewegt sich Zink durch aktuelle Diskurse, die reichlich
Sprengstoff bieten. Der „kulturMontag“ hat sich mit Nell Zink auf
einen Roadtrip quer durch die deutsche Bundeshauptstadt begeben.
Dokumentation: „Auf der Suche nach der eigenen Sprache – Marlene
Streeruwitz im Porträt“ (23.30 Uhr)
Im Schreiben eine eigene Sprache finden, eine Sprache, die frei
ist von patriarchalen Strukturen: Das war das literarische Ziel von
Marlene Streeruwitz von Beginn an. Anfang der 1990er Jahre machte sie
zunächst mit Theaterstücken auf sich aufmerksam, Texte von
außergewöhnlicher Sprache und Form. Inzwischen zählt die 1950 in
Baden bei Wien geborene Marlene Streeruwitz zu den wichtigsten
deutschsprachigen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Nur selten
gewährt sie in ihren Texten Einblick in ihre Biografie – und doch:
Hie und da tut sie es. So etwa im „Tagebuch der Gegenwart“, in dem
sie von ihrem katholisch geprägten Elternhaus im Österreich der
Nachkriegszeit erzählt. Ihr gesamtes literarisches Werk beschäftigt
sich in seinem Kern mit der Frage, wie es gelingen kann, ein freies
Leben zu führen und darum, welche gesellschaftlichen Bedingungen es
verunmöglichen, selbstbestimmt, frei und erfüllt zu leben – zumal für
Frauen. Der Film versucht das Denken dieser kompromisslosen Kämpferin
für eine aufgeklärte und emanzipatorische Gesellschaft zu
veranschaulichen und die Autorin hinter den Texten sichtbar zu
machen.