„kulturMontag“ am 4. August: Daniel-Richter-Schau, Feminismus-Kontroverse, Biografie des Gesichts

Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am
4. August
2025 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON berichtet über eine neue
Ausstellung des deutschen Malerstars Daniel Richter in Salzburg und
bringt ein Interview mit dem Künstler. Weiters befasst sich die
Sendung mit der aktuellen Feminismus-Debatte rund um umstrittene
Ansichten der Wiener Schriftstellerin Gertraud Klemm, die zudem ein
neues Buch mit dem Titel „Abschied vom Phallozän“ herausgebracht hat.
Thema ist u. a. auch eine kürzlich erschienene „Biografie des
Gesichts“ der deutschen Journalistin Rabea Weihser, in der es
angesichts des immer stärker zunehmenden Schönheitswahns im Social-
Media-Zeitalter um Schönheitsdiskurse quer durch die Geschichte geht.
Anschließend an das Magazin sieht sich eine neue, von ORF-TV-
Kulturchef Martin Traxl gestaltete Dokumentation der Reihe „Zimmer
frei – Übernachten in besonderer Architektur“ (23.15 Uhr) im
Schweizer Kanton Graubünden um. In memoriam Herbert Brandl steht
danach das Porträt „Herbert Brandl – Kunst und Obsession“ (0.00 Uhr)
auf dem Programm.

Ein Rebell im Herzen – Daniel-Richter-Ausstellung in Salzburg

In jungen Jahren war er in der Hamburger Hausbesetzerszene aktiv,
heute erzielt er mit seinen ausladenden Gemälden Rekordpreise. Daniel
Richter ist ein Grenzgänger, der Punk der internationalen Kunstszene.
Seine politische Vergangenheit und sein Ruhm mögen widersprüchlich
erscheinen, er macht daraus jedoch ein erfolgreiches Konzept. Auf
Auktionen überschreiten seine Bilder regelmäßig die Millionengrenze,
was ihn zu einem der teuersten Künstler seiner Generation macht. Kein
Wunder also, dass der Galerist Thaddaeus Ropac in seiner Salzburger
Dependance dem Malerstar eine neue Ausstellung widmet, besucht doch
gerade zur Festspielzeit ein international betuchtes Publikum die
Mozartstadt. Unter dem Titel „Mit elben Birnen“ – nach einem Zitat
aus Friedrich Hölderlins Gedicht „Die Hälfte des Lebens“ – zeigt
Daniel Richter Arbeiten, die im vergangenen Jahr entstanden sind. Sie
strotzen vor Dynamik und Farbe, bewegen sich zwischen Figuration und
Abstraktion, sind chaotische Verflechtungen von Körperfragmenten in
fast zuckerlbunten Farben. Clarissa Stadler trifft den Künstler zum
Gespräch über seine oft brachiale Direktheit, seine Schlagfertigkeit
und seine Freude am Absurden, über seine Bezüge zur Kunstgeschichte
wie zum aktuellen Zeitgeschehen, über wilde Partys, das Dozieren vor
seinen Studierenden an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und
fragt nach, warum er manchmal im Atelier Kopf steht und immer einen
Papagei dabeihat.

Ist der Feminismus am Ende? – Gertraud Klemm und ihr neues Buch

Cancel-Culture unter Feministinnen? In der jüngsten, brisanten
Debatte unter Feministinnen zum Thema wurde die Wiener
Schriftstellerin Gertraud Klemm via Social Media von Aktivistinnen
etwa als transphob beschimpft und kurzerhand aufgrund von Protesten
wegen ihres angeblich nicht mehr zeitgemäßen Feminismus-
Verständnisses aus der für September geplanten Anthologie „Das
Pen!smuseum“ des Leykam Verlages gestrichen. Die Kritik bezog sich
dabei auf zwei Artikel, die Klemm vor einigen Jahren veröffentlicht
hat. Darin sorgte sie sich, dass im aufgeheizten Feminismus-Diskurs
die Kategorie „Frau“ verschwinde und stattdessen Wortschöpfungen wie
„gebärende Menschen“ oder „Körper mit Vagina“ zunehmend verwendet
werden. Klemm hält es für „zynisch, die Existenz von Geschlecht zu
hinterfragen, während zeitgleich Abermillionen von Frauen wegen ihres
Geschlechts weltweit genitalverstümmelt, zwangsverschleiert,
entrechtet und unterbezahlt werden“. Was Feminismus heute bedeutet,
scheint immer unübersichtlicher geworden zu sein. Anlässlich von
Klemms neuem Buch „Abschied vom Phallozän“ widmet sich der
„kulturMontag“ der hitzigen Kontroverse zwischen „Alt- und Jung-
Feministinnen“.

Was ist schön? – Rabea Weihsers Biografie des Gesichts

Das heutige Streben nach Schönheit scheint außer Kontrolle
geraten zu sein. Die Schönheitsindustrie erlebt im weltweiten
Selbstverbesserungswahn seit Jahren Hochkonjunktur. Doch was ist
schön? Neue Studien, die den Karrierenutzen guten Aussehens
interkulturell untersuchen, bestärken laut der wissenschaftlichen
Fachzeitschrift Scientific Reports das Klischee: Schönheit wird
stärker assoziiert mit Kompetenz, Vertrauen und Selbstbewusstsein,
während ein weniger ansprechendes Äußeres verbunden wird mit
Inkompetenz, Misstrauen und Zweifeln. Im Zeitalter von Social Media
ist unser Alltag voller Gesichter: das eigene Antlitz wird auf
diversen Profilen mittels KI-Filtern und Effekten optimiert, um keine
Eintagsfliege im Dickicht des weltweiten Aufmerksamkeitswahns zu sein
und durch die heißbegehrten Likes das eigene Selbstwertgefühl zu
steigern. „Noch nie haben wir uns so häufig und so lange selbst
beobachtet, im analogen Spiegel, durch digitale Kameras“, schreibt
die deutsche Journalistin Rabea Weihser in ihrem kürzlich
erschienenen Buch „Wie wir so schön wurden. Eine Biografie des
Gesichts“. Der Traum von Schönheit ist allerdings kein neuer, sondern
ein über alle Epochen hinweg universeller – wirklich gesund war er
nie. Von historischen bis popkulturellen Blickwinkeln versucht
Weihser die vielen Facetten von Schönheit zu ergründen.

Dokupremiere „Zimmer frei – Übernachten in besonderer
Architektur: Graubünden“ (23.15 Uhr)

Wie wichtig ist die Art der Unterkunft im Urlaub, wenn die
Landschaft perfekt ist? In den vergangenen Jahren ist in vielen
Regionen ein eigener, neuer Baustil von Feriendomizilen entstanden,
der kultiviert und weiterentwickelt wird. Tradition und Moderne
werden dabei häufig kombiniert und stehen im Dialog zueinander. Eine
neue Ausgabe der ORF-Kulturdokureihe „Zimmer frei – Übernachten in
besonderer Architektur“ widmet sich der Geschichte sowie Entwicklung
von Architektur im Tourismusumfeld und beleuchtet die vielfältige,
produktive Entstehung ausgewählter Projekte, die sich alle in das
jeweilige Landschaftsbild und gewachsene Strukturen einfügen. In der
mittlerweile siebenten „Zimmer frei“-Ausgabe besucht Martin Traxl
sehr unterschiedliche Bauten und Projekte im Schweizer Kanton
Graubünden. Zu Wort kommen neben den Bauherrinnen und -herren sowie
Architektinnen und Architekten auch Fachleute, die über
Wechselwirkung von Architektur und Tourismus in Graubünden, den
Wandel in der baulichen Gestaltung, sowie die gesellschaftlichen
Aspekte der Baukultur sprechen.

Maßgeblich prägend für die Entwicklung des Tourismus und der
damit verbundenen Architektur war auch in der Schweiz der Ausbau der
Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts. Ähnlich wie in Österreich,
entstanden auch in der Schweiz Luftkurorte und Sanatorien, die der
Regeneration der gehobenen Gesellschaft dienen sollten. So auch das
Jugendstilhotel Schatzalp, das bis heute über Davos thront und einer
der ersten Eisenbetonbauten in Graubünden war, die es nun sorgfältig
zu renovieren gilt.

Heilende Quellen gut in Szene zu setzen, ist Ende des 20.
Jahrhunderts dem Bündner Architekten Peter Zumthor in Vals gelungen.
Sein monolithisches Gebäude aus Beton und Valser Quarzit ist eine
Hommage an die archaische Schönheit des Valser Tals und nicht nur ein
Mekka für Erholungssuchende, sondern auch für Architektur- und
Designliebhaber. Anderenorts wurde versucht, alten Gemäuern neues
Leben oder neue Bestimmung einzuhauchen: So in Fürstenau, wo
ehemalige Stallungen in Gästezimmer umgewandelt wurden. Im
geschichtsträchtigen Ort Stampa wurde ein altes Patrizierhaus zu
einem Kulturgasthaus und in Chur aus dem „härtesten Knast der
Schweiz“ ein Hostel, in dem man auch ohne straffällig geworden zu
sein, in Gefängniszellen nächtigen kann. In Mulegns wiederum wird ein
ganzer Ort durch eine Kulturinitiative wiederbelebt: alte Häuser
werden versetzt, um nicht der neuen Straße weichen zu müssen, eines
der ältesten Hotels in Graubünden wurde renoviert und wiedereröffnet
sowie nebenan erst kürzlich das höchste, mittels 3D-Druck gebaute
Gebäude der Welt, der sogenannte „Weiße Turm“, eröffnet. All diesen
Objekten gemein ist das Feingefühl für die Revitalisierung
historischer Bausubstanz, Geschick und Können in der Handwerkskunst,
und Verständnis dafür, dass das Alte und das Neue eine Symbiose
eingehen und Traditionen sorgfältig weitergeführt werden können, ohne
der Moderne im Weg zu stehen.

In memoriam Herbert Brandl: „Herbert Brandl – Kunst und
Obsession“ (0.00 Uhr)

Der österreichische Maler Herbert Brandl ist im Alter von 66
Jahren in Wien gestorben. Der gebürtige Grazer erlangte in den 1980er
Jahren mit der Künstlerbewegung der „Jungen Wilden“ große
Bekanntheit. Brandl war besonders für seine großformatigen
Bergpanoramen, seine pastosen Farbexplosionen und seine düsteren
Meditationen über den Tod geschätzt. Er galt als einer der
erfolgreichsten Maler Österreichs unserer Zeit, posthum erhält er den
Großen Österreichischen Staatspreis. Die Dokumentation von Ines
Mitterer aus dem Jahr 2017 zeigt ein intimes Porträt des renommierten
Künstlers.