Wien (OTS) – „Die zum x-ten Mal von der ÖVP aufgewärmte
Teilzeitdebatte – zuletzt
in Form der Geringfügigkeitsgrenze – belegt einmal mehr, dass die
Konservativen immer noch nicht in der modernen Arbeitswelt angekommen
sind. Sinnvolle und konstruktive Vorschläge – wie tatsächlich Anreize
auf höhere Teilzeit bzw. Vollzeit für jene, die gerne länger und mehr
arbeiten würden, gesetzt werden können – lässt die ÖVP vermissen.
Bestrafungsfantasien und grobe Diffamierungen von Teilzeit-
Arbeitenden werden uns da nicht weiter bringen,“ reagiert Markus
Koza, Arbeits- und Sozialsprecher der Grünen, auf die ÖVP-initiierte
Diskussion um Teilzeit der letzten Woche.
Es mache wenig Sinn, Vollzeit für alle nachzutrauern, so Koza
weiter. „Die gibt es nämlich längst nicht mehr und hat es in Wahrheit
so auch nie für alle gegeben. Wer das ignoriert, ignoriert die
jahrzehntelange Arbeitsrealität von Frauen, die stets von Teilzeit
geprägt war,“ so Koza weiter. „Nicht zuletzt ein über Jahrzehnte
gerade auch von der ÖVP propagiertes, stark konservativ geprägtes
Familienbild mit der Rolle des Mannes als Familienernährer und der
Frau maximal als ‚Zuverdienerin‘, hat Teilzeit gefördert.“ Die ÖVP
trage also entscheidende Mitverantwortung für die Entwicklungen der
letzten Jahre.
Auch würden Maßnahmen, die höhere Teilzeit oder Vollzeit fördern,
längst am Tisch liegen und nur auf ihre Umsetzung warten: Ganztägige,
bedarfsgerechte Bildungseinrichtungen, eine gut funktionierende
Pflegeinfrastruktur, vor allem aber auch Unternehmen, die
entsprechend höhere Teilzeit- oder Vollzeitjobs anbieten. „Und dann
braucht es noch entsprechende Arbeitsbedingungen, die höhere Teilzeit
oder Vollzeit erlauben. In Sozial-, Pflege- oder Gesundheitsberufen –
Branchen mit hoher Teilzeitquote – ist längeres Arbeit vielfach aus
Gründen der gesundheitlichen und psychischen Belastung nicht
möglich.“
Auch über eine gerechtere Verteilung von bezahlter und
unbezahlter Arbeit müsse seriös gesprochen werden, fordert Koza.
„Wenn nach wie vor zwei Drittel der unbezahlten Haus- und
Pflegearbeit von Frauen erbracht werden, ist es zynisch, ausgerechnet
von ihnen einzufordern, höhere Teil- oder gar Vollzeit zu arbeiten.
Es wäre auch mehr Fantasie bei einer Neuregelung von Arbeitszeiten
gefragt. Andere Länder – wie Frankreich oder Dänemark – haben
vorgezeigt, wie es gehen könnte: kürzere Vollzeit, dafür Untergrenzen
bei der Teilzeit mit Ausnahmen für Jugendliche, Studierende,
Schüler:innen oder Pensionist:innen. Damit würde die Schere zwischen
Teil- und Vollzeit kleiner werden.“ Als ersten Schritt fordern die
Grünen ein Recht auf Aufstockung von Teilzeit, wenn über einen
längeren Zeitraum hinweg dauerhaft Mehrstunden geleistet werden. „Das
könnte rasch umgesetzt werden und ginge ganz ohne Sanktionen, Strafen
und Diffamierungen. Warum kommen derartige Ideen nie von der ÖVP?“,
fragt Koza.
Koza abschließend: „Teilzeit ist Chance und Risiko zugleich.
Teilzeit ermöglicht es vielen – vor allem Frauen – überhaupt erst,
einer Erwerbsarbeit nachgehen zu können. Gleichzeitig sichert
Teilzeit im Falle von Arbeitslosigkeit oder im Alter nicht
ausreichend ab und viele Betroffene würden gerne mehr arbeiten, wenn
sie könnten. Darüber muss seriös diskutiert werden, da braucht es
gangbare und sinnvolle Lösungen. Stimmungsmache bringt dagegen keinem
– und vor allem keiner – was.“