Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien spricht sich gegen Mehrfachprimariate aus

Wien (OTS) – Die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien ist klar
gegen
Mehrfachprimariate in den Wiener Spitälern. „Primarärztinnen und
Primarärzte haben eine verantwortungsvolle Funktion und sind wichtig
für die Patientenversorgung sowie für den reibungslosen Ablauf auf
den Abteilungen. Da sie aber nicht gleichzeitig an zwei Orten
anwesend sein können, geht automatisch die fachliche Expertise an
einer Abteilung verloren und erschwert die Arbeit für das Personal“,
betont Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident und Obmann der Kurie
angestellte Ärzte der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien.

Aktuell leiten zwölf Ärztinnen und Ärzte im Wiener
Gesundheitsverbund (WIGEV) mehr als eine Abteilung. „Bereits 2020 hat
die Kurie angestellte Ärzte beschlossen, die Begriffe
‚Mehrfachprimariat‘ und ‚Doppeldirektion‘ kritisch zu hinterfragen
und durch ‚Teilzeitprimariat‘ beziehungsweise ‚Teilzeitdirektion‘ zu
ersetzen. Diese Bezeichnungen sollten die dadurch entstehende
medizinische Minderversorgung auch sprachlich verdeutlichen“, erklärt
der Kurienobmann. Trotz dieser klaren Positionierung setze sich die
Praxis der Mehrfachprimariate fort – und das, obwohl diese
ursprünglich im Rahmen einer Strukturreform des WIGEV nach einer
Übergangsphase abgeschafft werden sollte. „Nun gibt es diese aber
nach wie vor, teilweise nicht nur Zweifach- sondern sogar
Dreifachprimariate“, so Maldonado-González. Letzteres bedeutet, dass
eine Primarärztin oder ein Primararzt gleich drei Abteilungen in
unterschiedlichen Schwerpunktkrankenhäusern in Wien leitet.

„Diese Doppel- und Dreifachbelastung ist weder dem in der
Abteilung arbeitenden Personal noch den Primarärztinnen und -ärzten
zumutbar und wirkt sich zudem negativ auf die Ausbildung der
Jungärztinnen und -ärzte aus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sowie Patientinnen und Patienten haben ein Recht auf eine nur auf
einer Abteilung anwesende Primaria oder einen Primarius, nur so kann
eine optimale Patientenversorgung sowie ein reibungsloser Ablauf
sichergestellt werden“, stellt auch Dieter Kölle, zweiter
stellvertretender Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Kammer für
Ärztinnen und Ärzte in Wien, fest.

„Wien hat alle Voraussetzungen für eine exzellente medizinische
Versorgung. Dafür werden aber auch entsprechende personelle
Ressourcen benötigen, um für die Patientinnen und Patienten vor Ort
da sein zu können“, so Maldonado-González. Das noch immer nicht
umgesetzte, aber angekündigte zweite WIGEV-Personalpaket verschärfe
die Situation zusätzlich.

„Die Stadt als Gesundheitsmetropole braucht dringend
entschlossene Maßnahmen im Spitalsbereich. Mithilfe von
Mehrfachprimariaten bei der Qualität der medizinischen Versorgung zu
sparen und angekündigte Maßnahmen für das Personal nicht umzusetzen,
ist jedenfalls der falsche Weg“, ist Maldonado-González überzeugt.