Wien. (OTS) – Das Europäische Parlament wird demnächst darüber
entscheiden, ob das
seit Jahren verhandelte Lieferkettengesetz mit der Mehrheit
konservativer und rechter Abgeordneten zur leeren Hülle wird oder ob
es ein Instrument gegen Kinderarbeit werden kann: Der Handlungsbedarf
ist enorm, 139 Millionen arbeitende Kinder warten auf konkrete
Maßnahmen, damit ihr Leben eine Zukunft hat.
Um aktives Handeln zur globalen Beseitigung von Kinderarbeit
einzufordern, stattete das NGO-Bündnis „Kinderarbeit stoppen“ heute
Vizekanzler Andreas Babler einen Besuch ab. solidar Austria als
entwicklungspolitischer Verein der österreichischen
Gewerkschaftsbewegung unterstrich dabei die zentrale Rolle, die
Österreich und die EU bei der Bekämpfung von Kinderarbeit spielen
müssen.
„Der Kampf gegen Kinderarbeit ist ein urgewerkschaftliches
Anliegen“, betont im Vorfeld Peter Schissler, Vorsitzender von
solidar Austria. „Bereits im 19. Jahrhundert kämpften Gewerkschaften
gegen Kinderarbeit in Europa – heute setzen wir diesen Kampf auf
globaler Ebene fort. Es braucht dazu strukturelle Veränderungen und
verbindliche Gesetze“, so Schissler.
Vizekanzler Andreas Babler: „Es ist beeindruckend, wie sich die
Schülerinnen und Schüler schon jetzt für politische Ziele einsetzen.
Der Kampf gegen Kinderarbeit ist eine der zentralen
gesellschaftlichen Herausforderungen. Mit dem Lieferkettengesetz hat
das europäische Parlament einen wichtigen Hebel beschlossen, um gegen
Kinderarbeit weltweit vorzugehen. Dieser Hebel muss aber auch ein
starker und wirksamer sein. Dafür setzt sich verantwortungsvolle
Politik ein.“
138 Millionen Kinder schuften, statt zu lernen
Die aktuellen Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO
) und UNICEF zeigen ein dramatisches Bild: Weltweit sind 138
Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen, davon 54 Millionen unter
besonders gefährlichen Bedingungen.
„Die Weltgemeinschaft hat ihr selbst gesetztes Ziel verfehlt,
Kinderarbeit bis 2025 zu beenden. Wir brauchen keine weiteren
unverbindlichen Papiertiger, sondern einen Aktionsplan mit strengen
Sanktionsmechanismen“, fordert Michael Wögerer, Projektleiter von
solidar Austria beim heutigen Gespräch mit Vizekanzler Babler. Im
Hinblick auf die bevorstehende sechste Globale Konferenz zur
Beseitigung der Kinderarbeit in Marrakesch (Februar 2026) ist es
höchste Zeit für einen bindenden Fahrplan mit messbaren Zielen,
konkreten Zeitplänen und Rechenschaftspflicht.
Österreich müsse sich auf EU-Ebene für ein starkes, nicht
verwässertes Lieferkettengesetz einsetzen und national ein eigenes,
ambitioniertes Gesetz vorantreiben, so Wögerer. „Freiwillige
Selbstverpflichtungen von Unternehmen sind gescheitert. Wir brauchen
verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflichten mit harten
Sanktionen bei Verstößen.“
Dringender Appell an österreichische EU-Abgeordnete
„Wir appellieren eindringlich an alle österreichischen EU-
Abgeordneten: Stimmen Sie gegen die Aushöhlung des
Lieferkettengesetzes“, fordert Wögerer. “Was Gewerkschaften vor über
100 Jahren in europäischen Fabriken erkämpft haben – das Verbot der
Kinderarbeit – muss heute in globalen Lieferketten durchgesetzt
werden. Wer jetzt einknickt, macht sich mitschuldig an der Ausbeutung
von 138 Millionen Kindern weltweit.”
Von der Fabrik zur Lieferkette
„Wenn wir in Österreich Smartphones kaufen, Kleidung tragen oder
Schokolade essen, profitieren wir von Lieferketten, in denen oft
Kinder ausgebeutet werden“, macht Peter Schissler die Lage nochmals
deutlich. „Als Gewerkschaftsbewegung haben wir die historische
Verantwortung und die Kompetenz, das zu ändern. Gewerkschaften haben
weltweit bewiesen, dass sie Veränderungen erkämpfen können – von
kürzeren Arbeitszeiten über Mindestlöhne bis zum Verbot der
Kinderarbeit. Jetzt müssen wir diesen Erfolg global durchsetzen.“
Solidar Austria ist Teil der Initiative „Kinderarbeit stoppen“,
der auch die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, Jugend Eine
Welt, FAIRTRADE, Kindernothilfe und Butterfly Rebels angehören.
Gemeinsam setzten wir uns für ein starkes europäisches
Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere
Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen.
Weiterführende Informationen zu „Kinderarbeit stoppen“ und Fotos
des Arbeitsgesprächs mit Vizekanzler Babler finden Sie unter
www.kinderarbeitstoppen.at bzw. https://solidar.global/
Rückfragen:
Michael Wögerer (Projektleiter von solidar Austria)
Telefon: 0664 7810 3189
E-Mail: [email protected]
Web: https://solidar.global