Wien (OTS) – Mit dem heute von der Europäischen Kommission
vorgelegten Aktionsplan
zur Stärkung der chemischen Industrie und dem chemischen Omnibuspaket
wird die Chemieindustrie als strategischer Sektor anerkannt, der für
Versorgungssicherheit, Resilienz und technologische Souveränität in
Europa entscheidend ist. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der
Branche zu sichern, ihre zentrale Rolle für die Transformation hin zu
einer klimaneutralen Wirtschaft zu stärken und die Abhängigkeit
Europas von Importen zu verringern. „ Die Chemie ist das Fundament
jeder modernen Industrie – rund 95 Prozent aller industriell
hergestellten Produkte benötigen in ihrer Herstellung chemische
Vorleistungen “ , begrüßt Ulrich Wieltsch, Obmann des Fachverbandes
der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) den Aktionsplan.
Gleichzeitig warnt er: „ Der Aktionsplan ist ein erster Schritt, aber
ohne rasche und konkrete Maßnahmen drohen weitere
Produktionsverlagerungen ins Ausland. Europa kann sich keine weitere
Deindustrialisierung leisten. Verlieren wir die Chemieindustrie in
Europa, verlieren wir Wertschöpfung und Arbeitsplätze und damit die
Basis für unseren Wohlstand, unsere Lebensqualität und unser
Sozialsystem. Außerdem würden wir unsere Sicherheit und
Unabhängigkeit gefährden. “
Tatsächlich sind die Entwicklungen alarmierend: Laut dem
europäischen Branchenverband Cefic wurden seit 2019 über 20
Chemieanlagen in der EU dauerhaft geschlossen – darunter zentrale
Produktionsstandorte mit hoher Bedeutung für industrielle
Lieferketten, etwa bei Basischemikalien, Spezialkunststoffen und
Zwischenprodukten für Arzneimittel. Während die USA mit massiver
Förderung und billiger Energie ihre Produktionsbasis stärken und
China den Markt mit staatlich subventionierter Überproduktion flutet,
leidet Europa unter hohen Standortkosten, überbordender Bürokratie
und mangelnder Planungssicherheit.
Der Aktionsplan adressiert wichtige Bereiche wie die Stärkung der
europäischen Produktion im globalen Wettbewerb, leistbare Energie und
Unterstützung der Dekarbonisierung sowie verstärkte
Innovationsförderung. Der Fachverband begrüßt die Anerkennung des
chemischen Recyclings für eine besser funktionierende
Kreislaufwirtschaft. Positiv bewertet er auch die geplante
sektorspezifische Omnibus-Regel, mit der administrative Belastungen
im Chemikalien-, Kosmetik- und Düngemittelrecht reduziert werden
sollen, als wesentlichen ersten Schritt. Aber diese vorgelegten,
konkreten Vereinfachungen reichen bei Weitem nicht aus, um die im
Aktionsplan gesteckten Ziele zu erreichen. „ Wir brauchen wirklich
eine industrielle Zeitenwende – allen voran wettbewerbsfähige
Energiekosten, weitere mutige Entscheidungen zum Bürokratieabbau und
die Schaffung von Investitionsanreizen, kein Stückwerk“, fordert
Wieltsch. „Ein starker Wirtschaftsstandort Europa braucht eine starke
Chemieindustrie. Die Wettbewerbsfähigkeit muss gewährleistet sein,
damit Investitionen wieder attraktiv werden – nicht irgendwann,
sondern jetzt. “
Dieser Appell richtet sich ebenso an die österreichische
Bundesregierung. Wichtig ist, dass sie die Chemie als
Schlüsselindustrie anerkennt und die Vorschläge der EU zur Steigerung
der Wettbewerbsfähigkeit und zum Abbau der bürokratischen Belastungen
unterstützt. Die angekündigte österreichische Industriestrategie muss
eine klare Zielsetzung und konkrete Maßnahmen enthalten: um wieder
wettbewerbsfähig zu werden und die zunehmende Deindustrialisierung zu
stoppen, reichen keine halbherzigen Ankündigungen mehr, sondern es
müssen rasch die entscheidenden Verbesserungen kommen.
Über den FCIO
Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) ist
die gesetzliche Interessenvertretung der chemischen Industrie in
Österreich. Die etwa 230 Mitgliedsunternehmen produzieren in
unterschiedlichen Sektoren zB Pharmazeutika, Kunststoffe und
Kunststoffwaren, Fasern, Lacke, Düngemittel oder auch organische und
anorganische Chemikalien. Die mehr als 50.000 Beschäftigten der
Branche stellten 2024 Waren im Wert von 19,3 Milliarden Euro her.
www.fcio.at