Wien (OTS) – „Wenn die ÖVP plötzlich besorgt auf die sogenannte
Teilzeitfalle
zeigt, ist das nichts als zynisch. Wie kann eine Partei Mitleid mit
Frauen in Teilzeit heucheln, die sie doch über Jahrzehnte genau in
diese Lage gedrängt hat? Sie hat den Ausbau der Kinderbetreuung
systematisch ausgebremst, Alleinerzieherinnen im Wahlkampf mit
vollmundigen Versprechen auf finanzielle Absicherung für ihre Kinder
gelockt – um sie dann im Regen stehen zu lassen. Gleichzeitig schützt
die ÖVP Millionenerben vor Steuern, während Mindestverdiener:innen
kaum über die Runden kommen. Ist das wirklich ein Angebot, das Frauen
hilft?“ kritisiert Meri Disoski, Frauensprecherin der Grünen, die
Aussagen von Bundeskanzler Christian Stocker.
Disoski erinnert an die lange Geschichte frauenfeindlicher ÖVP-
Blockaden: „Wir vergessen nicht, wie ein ÖVP-Minister und späterer
Bundeskanzler einst ein Bundesland aufhetzen wollte, nur um den
Ausbau der Kinderbetreuung zu verhindern. Noch heuer hat die ÖVP
unter ihrem Parteichef Stocker in Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ
über sogenannte ‚Herdprämien‘ verhandelt – Taschengeld für Frauen,
die zu Hause bleiben. Wie kann man ernsthaft behaupten, den Frauen
helfen zu wollen, wenn man aktiv daran arbeitet, sie in die
Teilzeitfalle und wirtschaftliche Abhängigkeit zu drängen?“
„Mit solcher Heuchelei ist keiner Frau und keiner Familie
geholfen. Was braucht es also wirklich? Einen Rechtsanspruch auf
flächendeckende Kinderbetreuung ab dem 1. Geburtstag, massive
öffentliche Investitionen in Pflege und Betreuung, finanziert etwa
durch eine Millionärssteuer auf hohe Erbschaften. Außerdem brauchen
wir Karenzmodelle, die beide Elternteile gleichermaßen in die Pflicht
nehmen und unbezahlte Sorgearbeit gerechter verteilen sowie
existenzsichernde Löhne, die Frauen nicht in die Armutsfalle
drängen“, hält Disoski fest.
„Wer Frauen vor einer Falle warnt, die er selbst gestellt hat,
meint es nicht ernst mit Gleichstellung. Wollen wir echte
Wahlfreiheit schaffen, müssen wir die gesellschaftlichen Bedingungen
schaffen, unter denen Frauen wirklich frei entscheiden können, wie
sie leben und arbeiten wollen. Dafür werden wir Grüne weiterhin mit
ganzer Kraft kämpfen – während andere lieber Sommerlöcher füllen“,
sagt die Frauensprecherin der Grünen.