BELVEDERE: Radikal! Künstlerinnen* und Moderne 1910–1950

Wien (OTS) – Mehr als 60 Künstlerinnen* aus über 20 Ländern treten in
einen
lebendigen Dialog, wenn Malerei auf Textildesign, Skulptur auf
Druckgrafik, Zeichnung auf Fotografie und Film trifft. Unabhängig von
ihrer Herkunft und Bildsprache verbindet sie die Suche nach neuen
Ausdrucks- und Repräsentationsformen sowie der Wille, die Grenzen von
Kunst und Gesellschaft zu verschieben.

Generaldirektorin Stella Rollig: Mit Radikal! machen wir
Künstlerinnen und geschlechterdiverse Personen im Kanon der Moderne
sichtbar, reflektieren deren systematische Marginalisierung und
bewerten kunsthistorische Narrative neu. Das Projekt hinterfragt die
Vorstellung einer linearen Abfolge von Avantgarden und löst die
präsentierten Künstlerinnen* aus tradierten kunsthistorischen
Ordnungsmodellen, die zu ihrem Vergessen und ihrer fehlenden
Repräsentation in musealen Sammlungen beigetragen haben.

Statt stilgeschichtliche Einordnungen fortzuschreiben, stellt die
Ausstellung die Individualität der einzelnen künstlerischen Praktiken
in den Mittelpunkt und eröffnet damit ein künstlerisches Spektrum,
das von abstrakt bis figurativ, von kritisch bis aktivistisch reicht.
Radikal sind diese Positionen nicht nur durch das Infragestellen von
gesellschaftlichen und künstlerischen Konventionen. Radikal sind vor
allem die Konsequenz und die Risikobereitschaft, mit denen die
Künstlerinnen* – auch gegen Widerstände – ihren Weg gehen. Viele
ihrer Themen haben bis heute nichts an Aktualität eingebüßt.

Kuratorin Stephanie Auer: Die Ausstellung versammelt
Künstlerinnen*, die für ihre Zeit ungewöhnlich selbstbestimmte
Lebensentwürfe verfolgen und sich gegen patriarchale Strukturen
behaupten. Ihre Werke sind Akte der Emanzipation – Zeugnisse des
Wandels traditioneller Rollen- und Geschlechterbilder. Die
Künstlerinnen* stehen für das Recht auf Selbstbestimmung über den
eigenen Körper ein, machen soziale Missstände sichtbar und
protestieren gegen Antisemitismus und Rassismus. In der Abstraktion
finden sie eine Bildsprache, die individuelle Zuschreibungen wie
Herkunft oder Geschlecht in den Hintergrund treten lässt.

Künstlerinnen* der klassischen Moderne gelten – mit wenigen
Ausnahmen – noch immer als Randphänomene, deren Werke stets in
Referenz zu denen ihrer männlichen Zeitgenossen bewertet werden.
Radikal! präsentiert das wegweisende Schaffen von Künstlerinnen* im
frühen 20. Jahrhundert und schreibt sich in sechs Jahrzehnte
feministische Ausstellungspraxis ein. Dabei eröffnet die Ausstellung
neue Perspektiven jenseits einer eurozentrischen Erzählung der
Moderne.

Präsentiert werden Werke von Zubeida Agha, Gertrud Arndt,
Benedetta, Romaine Brooks, Claude Cahun, Elizabeth Catlett, Sonia
Delaunay, Inji Efflatoun, Alexandra Exter, Leonor Fini, Jacoba van
Heemskerck van Beest, Hannah Höch, Erika Giovanna Klien, Katarzyna
Kobro, Käthe Kollwitz, Lotte Laserstein, Tamara de Lempicka, Alice
Lex-Nerlinger, Jeanne Mammen, Marlow Moss, Alice Neel, Anton Prinner,
Gazbia Sirry, Sophie Taeuber-Arp, Charley Toorop, Madiha Umar,
Fahrelnissa Zeid u. v. a.

Die Schau Radikal! Künstlerinnen* und Moderne 1910–1950 entstand
in Kooperation mit dem Museum Arnhem und dem Saarlandmuseum – Moderne
Galerie, Saarbrücken.

Die Schreibweise Künstlerinnen* betont die Vielfalt der in der
Ausstellung vertretenen Identitäten.

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