Wien (OTS) – Die Diskussion rund um die § 57a-Fahrzeugüberprüfung –
das „Pickerl“
– hat eine unerwartete politische Wendung genommen. Während
Fachkreise seit Monaten konstruktiv an einer Modernisierung der EU-
Richtlinie zur periodischen Fahrzeugüberprüfung arbeiten, wurde in
Österreich überraschend ein Vorstoß eingebracht, der die
Prüfintervalle verlängern soll. Eine Entscheidung, die viele in der
Branche ratlos zurücklässt.
Zwtl.: Bundesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik Roman Keglovits-
Ackerer „Die Entwicklungen der vergangenen Woche sind enttäuschend“
Der Bundesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik findet klare Worte:
„Die Entwicklungen der vergangenen Woche sind enttäuschend. Denn sie
basieren auf vielem, nur nicht auf pragmatische Fakten.“ Noch vor
kurzem wurde der Bundesinnung von Seiten des Ministeriums und
parlamentarischer Vertreter versichert, dass es keine Veränderung
beim § 57a-Pickerl geben werde, bevor die überarbeitete EU-Richtlinie
offiziell vorliegt. Diese klare Linie scheint jedoch „über Nacht“ auf
überraschende Weise aufgeweicht worden zu sein und zur nun bekannt
gewordenen, sachlich umstrittenen Entscheidung geführt haben.
Zwtl.: Ein Vorschlag gegen jede Logik – und gegen bewährte Standards
Die geplante Verlängerung der Überprüfungsintervalle wird in der
Bevölkerung kontrovers aufgenommen. Während einige die Entlastung
begrüßen, warnen Experten vor erheblichen Risiken. Denn die
Faktenlage ist eindeutig:
Österreich liegt bei den Unfallzahlen rund 20 % unter dem EU-
Schnitt. Die IG-L-Sanierungsgebiete („Luft-100er“) wurden in den
vergangenen Jahren reduziert. Bei jeder einzelnen Überprüfung werden
im Durchschnitt drei Mängel festgestellt.
Diese Mängel können sicherheitsrelevante Systeme betreffen – von
Bremsen über Lenkung bis hin zu Beleuchtung und Abgasverhalten. Ohne
regelmäßige Kontrolle bleiben solche Defekte unentdeckt und stellen
eine unmittelbare Gefahr im Straßenverkehr dar.
Bim (Bundesinnungsmeister) Keglovits-Ackerer bringt es auf den
Punkt: „Die Verlängerung der Intervalle verbessert gar nichts – im
Gegenteil. Sie erhöht das Risiko für alle Verkehrsteilnehmer und
schwächt ein bewährtes Sicherheitsnetz, das seit Jahren verlässlich
wirkt.“
Zwtl.: Verkehrssicherheit ist kein politisches Experiment
Die Kritik richtet sich weniger gegen den politischen Diskurs an
sich, sondern gegen die Art und Weise, wie diese Entscheidung
getroffen wurde. Branchenvertreter arbeiten seit Monaten gemeinsam
mit europäischen Partnern, Prüforganisationen und Werkstätten an
einer faktenbasierten und technischen Weiterentwicklung der
Richtlinie. Umso unverständlicher wirkt ein österreichischer
Alleingang, der ohne Rücksicht auf diese Grundlagen auskommt.
Zwtl.: Reformbedarf ja – aber bitte mit Vernunft
„Wir sagen nicht, daß unser System perfekt ist, es ist mir immer
ein Anliegen, Prozesse zu evaluieren, zu hinerfragen und zu
verbessen“, so Keglovits-Ackerer. Optimierungspotenzial ist vorhanden
– etwa in den Bereichen:
–
Digitalisierung der Abläufe
–
Entbürokratisierung
–
Transparenz im Sinne aller Beteiligten für Betriebe und
Konsumenten
Bereits Mitte November wurden den politischen
Entscheidungsträgern konkrete Vorschläge für Verbesserungen
übermittelt, die tatsächlich Praxisnähe und Effizienz bringen würden
– ohne das Sicherheitsniveau zu senken. Wann über die Vorschläge der
Branche und die möglichen politischen Korrekturen entschieden wird,
ist derzeit offen. Klar ist jedoch: Die Bundesinnung wird den Dialog
suchen und die Position des Fachhandwerks mit Nachdruck vertreten.