Wien (OTS) – GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP) führte aus, es gehe
in dem Antrag
darum, dass durch dieses Förderprogramm die österreichische Literatur
an eine breite Öffentlichkeit vermittelt werden solle. Unter den
Fördernehmer*innen gebe es etwa die Interessensgemeinschaft
feministischer Autorinnen, die eine „Anti-Muttertags-Lesung“ in der
anarchistischen Bibliothek veranstaltet habe. Es sei dabei um
konstruierte Mutterschaft gegangen. Anarchie sei für ihn nicht
positiv belegt, erläuterte Gorlitzer. Er erläuterte, der
Leserinnenkreis habe aus rund 20 Besucherinnen bestanden, rund zehn
Autorinnen seien aufgetreten. 20.000 Euro sei die Fördersumme dafür,
die ÖVP wolle diesem Antrag nicht zustimmen, kündigte Gorlitzer an.
Als weiteres Beispiel nannte Gorlitzer einen Schreibkurs für
Feministinnen in Mareda in Kroatien. Der Kulturausschuss sei „kein
Reisebüro“, kritisierte Gorlitzer. Ein anderer Verein heißt
„Sonntagsloch“. Beim Antrag gehe es um das Projekt „Auflösung folgt
2.0“. Er frage sich, wie hier eine „breite Leser*innenschaft“
angesprochen werden solle. Die Vergabe von Förderungen sei für ihn
nicht nachvollziehbar. Auch die Relevanz für die literarische und
künstlerische Landschaft von Wien könne er sich nicht erklären. „Es
braucht mehr Relevanz, um ein breites und interessiertes Publikum in
Wien anzusprechen“, so Gorlitzer. Kritische Worte fand Gorlitzer für
den Wiener Festwochen-Intendanten Milo Rau, der in einem offenen
Brief andere Künstler aufgefordert habe, Veranstaltungen gegen Israel
zu planen – auf der „von der Stadt Wien geförderten Website zu den
Wiener Festwochen“. Er habe „Angst vor den nächsten Festwochen. Herr
Rau schafft es immer wieder, rote Linien zu überschreiten“, so
Gorlitzer, Rau sei „als Intendant nicht mehr zu akzeptieren“.
GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE) schloss an, dass es um den
Rahmenbetrag für Literatur gehe. Zuerst wolle sie über das
Kinderliteraturhaus in Floridsdorf sprechen. Diese Idee würden die
Grünen „ausdrücklich begrüßen“. Es brauche mehr Orte, an denen Kinder
Kunst und Literatur früh erfahren können. Doch der Weg, wie dieses
Projekt umgesetzt werde, gebe „Anlass zur Sorge“. Die Kostenplanung
sei undurchsichtig. Dass es Barrierefreiheit brauche, sei etwa nicht
von Anfang an in die Planung eingeflossen. Daher reiche nun das
ursprünglich vorgesehene Budget nicht. Das Zoom Kindermuseum habe ab
dem Jahr 2023 immer wieder weitere Förderungen bekommen. Es gebe
einen Rahmenvertrag für freie Projektvergaben von Literatur. Nun
werde im Rahmenvertrag Literatur „versteckt, was bei der Planung
vergessen worden war“, so Berner. Die Stadt Wien habe in die Planung
nicht einbezogen, dass das Kinderliteraturhaus ein Gestaltungskonzept
brauche. Die Förderpraxis wirke „intransparent und verschachtelt“, so
Berner. Die Grünen fordern Klarheit über die Gesamtkosten bis 2028 –
dem Zeitpunkt, zu dem das Haus eröffnet werden solle. Man brauche
„klare und solide Finanzprozesse“. Kultur müsse Diskussionen
eröffnen, replizierte Berner auf den Beitrag ihres Vorredners zum
Festwochen-Intendanten Milo Rau. Rau sende „ambivalente Botschaften
und lasse antisemitische Interpretationen“ zu. Es stelle sich die
Frage, warum dieser Brief auf der Seite der Wiener Festwochen
veröffentlicht worden sei. Hier verschwimme die Privatperson mit
jener des Intendanten. Diese Rollenklärung müsse stattfinden.
GR Lukas Brucker, MA (FPÖ) meldet sich ebenfalls zum Thema Wiener
Festwochen zu Wort. Es sei „bemerkenswert“, dass ein Aktionsplan
gegen Rassismus beschlossen werde und zugleich Milo Rau unterstützt
werde. Dieser habe schon oft für „Wirbel in der Kulturlandschaft“
gesorgt. Brucker kritisierte, dass es kein Statement dazu von der
Kulturstadträtin gebe. Brucker thematisierte ebenfalls den Anfang
Oktober auf der Festwochen-Homepage veröffentlichten Brief. Im
Kulturbereich werde an allen Ecken gespart. Es sei angekündigt
worden, dass es bei den Wiener Festwochen „keine Einsparungen“ geben
werde, so Brucker. Es gehe aus seiner Sicht nicht um Qualität,
„sondern um Agitation“. Selbst der ehemalige Staatsopern-Direktor
Ioan Holender habe Rau einen „Intendanten auf Abwegen“ genannt. „Das
sollte die letzten in der Stadtregierung aufwecken“, so Brucker. Die
FPÖ fordere die Abberufung Raus, die Streichung der Fördermittel für
die Festwochen 2026 und neue Förderrichtlinien, die sicherstellen,
dass Fördermittel „nicht für ideologische Zwecke missbraucht werden“.
GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ) entgegnete, es gehe in der
Debatte um das Poststück, darüber wolle sie auch sprechen. Sie freue
sich „extrem über die Erhöhung der Literaturförderung“. Es gebe
exzellente Ansuchen. Die Inflation treffe die Literaturszene massiv.
Die ganze Breite der Literaturszene werde gefördert. Darunter seien
„Writers in Exile“, das internationale Erich Fried Poesie-Festival
und die Augustin Geschichtenwerkstatt. Darunter sei auch das
Kinderliteraturhaus Floridsdorf, bei dem der literarische Teil
enthalten sei, was „transparent ausgewiesen“ sei. Kultur sei
flexibel, lebendig und spontan – und reagiere auf aktuelle
Entwicklungen. Die MA7 sei eine höchst spezialisierte
Förderabteilung, die am Puls der Zeit sei und „die Finanzen genauso
wie die künstlerische Qualität prüft“, erläuterte Weninger. Die ÖVP
mache „Kulturpolitik nach Boulevardschlagzeilen“, replizierte
Weninger auf ihren Vorredner. Bei dem von GR Dr. Michael Gorlitzer,
MBA (ÖVP) angesprochenen Projekt gehe es um eine kritische
Auseinandersetzung mit dem Muttertag, so Weninger, die ausführte,
dass sie „als Meidlingerin eine spezielle Beziehung zum Muttertag“
habe, nahm sie Bezug auf den legendären Film von Harald Sicheritz.
Als Mutter betone sie, dass es „mehr als notwendig ist, das
Frauenbild in unserer Gesellschaft zu diskutieren und zu
hinterfragen“. Die künstlerische Bewertung solle den Profis, den
Beiräten, der MA7 überlassen werden, schloss Weninger.
GR Paul Johann Stadler (FPÖ) thematisierte das Schloss in
Simmering. Es gebe einen Kulturverein, der pleite sei. Nun habe
Stadler erfahren, „dass die Stadt Wien den Kulturverein klagt, weil
er die Miete nicht bezahlt hat“, so Stadler. Im Schloss hätten
Lesungen, etc. stattgefunden. Es sei traurig, dass die Künstlerinnen
und Künstler „bis heute kein Geld bekommen haben“. Die offizielle
Förderung sei von der Stadt gekommen, vieles habe der Verein aber aus
zusätzlichen Vermietungen eingenommen. Nun sei nicht klar, wo das
Geld ist. Stadler wünschte sich von der Stadt Wien, dass diese
Künstlerinnen und Künstler für ihre Auftritte entschädigt werden.
Abstimmungen: Der Antrag auf Erhöhung eines Rahmenbetrages für
Einzel- und Gesamtförderungen im Bereich Literatur wurde mehrstimmig
angenommen. Sämtliche Anträge der Opposition fanden nicht die
notwendige Mehrheit.
Zwtl.: Plandokument Nr. 8461 im 2. Bezirk, KatG Leopoldstadt
GRin Sabine Keri (ÖVP) führte aus, es gehe um den ehemaligen
Mistplatz, der umgewidmet werden solle, um das Thema um den
Busbahnhof sowie um die Verlängerung der Straßenbahnlinie 18. Das
betreffe nicht nur eine kleine Gruppe an Bewohner*innen in der
Leopoldstadt, so Keri. Das betreffe auch die Buslinie 80A, die vom
Praterstern über das Cottageviertel nach St. Marx fahre – und ab
Mitte November nicht mehr fahren solle. Für die Kleingartensiedlung
Wasserwiese bedeute das, dass es „keine öffentlichen Verkehrsmittel
mehr“ geben würde, auch das Cottageviertel habe dann keine gute
Anbindung mehr in Richtung der U3-Station Schlachthausgasse und in
Richtung des 3. Bezirkes mehr haben. Interessant für sie sei, dass
die SPÖ im Bezirk nun Unterschriften sammle, damit der Bus 80A
zumindest bis zur Lukschgasse fahren solle, so Keri. Es wundere sie
„sehr, dass die SPÖ sich gezwungen fühlt, hier Unterschriften zu
sammeln“. Die ÖVP habe nun einen Antrag eingebracht, dass die
Buslinie „zumindest bis zu Lukschgasse“ fahren solle. (Forts.) mag