„Der Jude“ – Vom Scheitern der Mahner

Salzburg/Graz/Klagenfurt (OTS) – Mit großer Entschiedenheit
verurteilt die Israelitische
Kultusgemeinde für die Bundesländer Salzburg, Steiermark und Kärnten
die Weigerung eines Restaurantbesitzers, israelische Gäste – darunter
auch Kinder – zu bewirten. Eine israelische Familie war am
Mittwochabend mit dem Hinweis „ihr hungert die Menschen in Gaza aus“
vom Besitzer aus einer Pizzeria in Seekirchen am Wallersee geworfen
worden.

Parallel zu derartigen Vorfällen, die sich inzwischen häuften,
erreichte die Kultusgemeinde täglich eine Flut von Hassmails, in
denen in unverhohlenem Nazijargon vom „Juden“ oder „der Jude“ als
stilisiertem Bösen die Rede sei, so der Präsident der Kultusgemeinde,
Elie Rosen. Dieser Ausdruck, tief verankert in der Propaganda des
„Stürmers“, werde heute wieder ungeniert verwendet – verbunden mit
der Vorstellung, der Jude oder der Israeli sei Inbegriff des Bösen.
Wer so schreibe, glaube, seinen Hass öffentlich und folgenlos äußern
zu dürfen. „Wird man die Repräsentanten der jüdischen Gemeinden, die
als solche bekannt sind, bald auch nicht mehr bedienen – und die
Gesellschaft schweigt weiter?“

Die aktuelle internationale Berichterstattung zu Hilfslieferungen
nach Gaza zeige ein komplexes, oft widersprüchliches Bild.
Plünderungen durch bewaffnete Gruppen, Verdachtsmomente gegen Hamas-
Strukturen, aber auch Vorwürfe politischer Blockaden seitens Israels.
Doch statt differenziert zu berichten, würden Schuldzuweisungen
häufig vereinfacht, Kontext werde ausgeblendet. So entstehe ein
Klima, in dem antisemitische Narrative gedeihen und sich in konkreten
Taten gegen Juden und Israelis niederschlagen. Besonders in
Österreich sei die Berichterstattung auffallend einseitig.

Es bedürfe raschest politischer und gesetzlicher Maßnahmen, so
Rosen. Er fordere stärkere gesetzliche Regelungen gegen
antisemitische Hasskriminalität – auch zum Schutz ausländischer
Besucher, darunter Touristen aus Israel. Antisemitismus müsse klarer
definiert, effektiv geahndet und in der Strafverfolgung mit höchster
Priorität behandelt werden.

Diejenigen, die bei Gedenkveranstaltungen mahnend in die Kameras
blickten, seien jetzt gefordert, wenn in der Gegenwart Juden und
Israelis angegriffen, ausgegrenzt oder gedemütigt würden.
Erinnerungskultur sei wertlos, wenn sie nicht in entschlossenes
Handeln gegen aktuellen Hass und Diskriminierung münde.

Wenn die Premiere eines Film über jüdisches Leben in der
Festspielmetropole von einem Kino abgesagt werde, so sollten
eigentlich die Alarmglocken läuten. Die politischen “Zuschauer” von
vergangen gewähnten Jahrzehnten, seien längst wieder im Heute
angekommen.