Wien (OTS) – Die Situation in Wiens Kindergärten spitzt sich weiter
zu.
Sprachbarrieren, überlastetes Personal, fehlende Förderstrukturen und
zunehmende Verhaltensauffälligkeiten unter Kindern prägen vielerorts
den Alltag. Eine aktuelle Reportage des „Falter“ aus einem
Kindergarten in Favoriten offenbart bereits bekannte Zustände:
Kinder, die kein Wort Deutsch sprechen, Personal, das unter
chronischer Überlastung leidet, und ein Betreuungsschlüssel, der
längst nicht mehr den pädagogischen Standards entspricht. Für Harald
Zierfuß, Klubobmann der Wiener Volkspartei, ist klar: „Schon die
gesamte letzte Legislaturperiode hat die Wiener Volkspartei auf die
bestehenden Probleme hingewiesen. Doch SPÖ und Neos haben die
Situation schöngeredet und mit oberflächlichen PR-Maßnahmen
zugedeckt. In Wahrheit hat sich bei der Sprachförderung kaum etwas
bewegt. Jetzt sehen wir die dramatischen Folgen dieser politischen
Untätigkeit – auf dem Rücken der Kleinsten und ihrer Pädagogen.“
Zierfuß weiter: „Wenn Kindergartenkinder dolmetschen müssen, weil
sich andere nicht auf Deutsch artikulieren können, und eine Pädagogin
keine Zeit mehr hat, auf die Toilette zu gehen, dann ist der Punkt
längst überschritten, an dem man von ‚Herausforderung‘ sprechen kann
– das ist systemisches Versagen.“
Die Wiener Volkspartei weist seit Jahren auf die Versäumnisse in
der Deutschförderung hin und hat deshalb auch den Stadtrechnungshof
mit einer Prüfung der Deutschfördermaßnahmen in Wiens Kindergärten
und im Speziellen in Favoriten beauftragt. Klar ist schon jetzt: Die
Förderstunden reichen hinten und vorne nicht. Zierfuß kritisiert in
diesem Zusammenhang die Ankündigungen der Stadtregierung als
unzureichend: „Wenn eine Sprachförderkraft für 60 Kinder nur zweimal
pro Woche für ein paar Stunden kommt, dann ist das keine Förderung,
sondern Augenauswischerei.“
Auch das von Bildungsminister Wiederkehr geplante zweite
verpflichtende Kindergartenjahr sieht Zierfuß vor allem für Wiens
Kindergärten kritisch: „Wir wissen aus zahlreichen Anfragen, dass
Wiens außerordentliche Schüler durchschnittlich bereits zwei Jahre
einen Kindergarten besucht haben und dennoch nicht Deutsch können.
Darüber hinaus soll dieses zweite verpflichtende Kindergartenjahr
erst 2028 kommen – wodurch viele weitere Jahrgänge keine
verpflichtende Deutschförderung bekommen.“ Für den Klubobmann der
Wiener Volkspartei braucht es eine tiefgreifende Neuausrichtung:
„Neben mehr Pflicht brauchen wir vor allem mehr Qualität – mehr
Personal, mehr Deutschförderung und eine echte Anerkennung für die
Elementarpädagogik.“
Zierfuß fordert daher ein umfassendes Maßnahmenpaket, inklusive
Deutschförderplan für Wiens Kindergärten. Dazu zählen
Sprachstandserhebungen mit drei Jahren und verpflichtender
Kindergarten für jene Kinder, die einen erhöhten Deutschförderbedarf
aufweisen. Außerdem braucht es eine Aufwertung der Ausbildung und
bessere Arbeitsbedingungen, um dem dramatischen Personalmangel
entgegenzuwirken: „Der Kindergarten ist kein Aufbewahrungsort,
sondern liefert den Grundstein für eine erfolgreiche
Bildungskarriere. Was an Deutschförderung im Kindergarten versäumt
wird, lässt sich in der Schule nur mühsam und teuer wieder aufholen“,
so Zierfuß weiter.
„Wiens Pädagoginnen und Pädagogen leisten in unseren Kindergärten
eine großartige Arbeit – es ist höchste Zeit, dass die Stadtregierung
ihre Arbeit ernst nimmt und unterstützt, statt sie mit leeren Phrasen
zu vertrösten“, so Zierfuß abschließend.