Pochtler: „Lethargie der Politik macht mich langsam zum Wutunternehmer“

Wien (OTS) – Angesichts der ab August drohenden höheren Zölle aus den
USA spricht
der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Wien, Christian C.
Pochtler, von einer „existenzbedrohenden Situation für viele
heimische, exportorientierte Industrieunternehmen.“ Zumal ja auch
„die Rahmenbedingungen in Österreich selbst inzwischen für die
Industrie völlig unattraktiv geworden sind. Seit nunmehr drei Jahren
schreitet die Deindustrialisierung Österreichs ununterbrochen fort“,
wie Pochtler betonte. Angesichts dessen vermisse er auf Seiten der
Politik „einen gewissen ‚sense of urgency‘, wir verlieren als Land
sukzessive an Wohlstand, dennoch schaffen wir es noch immer nicht,
strukturelle Reformen, häufig seit Jahrzehnten überfällig, auch nur
anzudenken. Ich versuche als Unternehmer immer Optimist zu bleiben,
werde aber zugegebenermaßen langsam zum ‚Wutunternehmer‘“, so
Pochtler deutlich.

Während die Industrie seit Jahren in der Rezession stecke und damit
hochqualifizierte, gut bezahlte Arbeitsplätze „auf Nimmerwiedersehen“
verloren gegangen seien, habe der öffentliche Sektor mittlerweile die
Industrie als größter Arbeitgeber in Österreich überholt. Das sei
„kein gutes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“. Mit
dem aktuellen Sparpaket habe die Bundesregierung zwar einmal „die
Pflicht geschafft, ohne zusätzliche Kür wird es aber nicht
ausreichen“, so der Präsident, der auch betonte, dass es dringend
„strukturelle Maßnahmen braucht, um unser Ausgabenproblem nachhaltig
in den Griff zu bekommen, sowie Investitionen und Impulse, um unsere
Wettbewerbsfähigkeit wieder zu stärken“.

Aus Sicht eines international tätigen Technologieunternehmers sei die
„offensichtliche Lethargie der heimischen Politik angesichts der
derzeitigen Situation“ besonders schmerzlich, wie der Präsident
ausführte: „Seit Jahren kämpfen wir Unternehmer mit immer schlechter
werdenden Rahmenbedingungen, vor allem den explodierenden Lohn- und
Energiekosten sowie der ausufernden Bürokratie. Ständig müssen wir
umstellen, uns teilweise völlig neu erfinden und aufstellen, um
überhaupt irgendwie über Wasser zu bleiben. Wenn man dann seitens
mancher Politiker zu hören bekommt, die ‚Industrie jammert ja nur‘
und ‚so schlimm wird es schon nicht sein‘, dann macht das wütend.“
Österreich brauche nun dringend nachhaltige, strukturelle Reformen,
ansonsten drohe, so Pochtler, „ein verlorenes Jahrzehnt, nach dem nur
eines sicher sein wird: Alle Österreicherinnen und Österreicher
werden ein gutes Stück ärmer sein.“