foodwatch Österreich fordert Nullsteuersatz auf Obst und Gemüse

Wien (OTS) – Ein Nullsteuersatz auf Obst und Gemüse ist nicht nur ein
Gebot der
sozialen Gerechtigkeit – er ist auch ein effektiver Hebel für die
öffentliche Gesundheit. Denn: Fast 60 Prozent aller Todesfälle
infolge nicht übertragbarer Krankheiten gehen auf vermeidbare
Risikofaktoren wie ungesunde Ernährung zurück. Gleichzeitig zeigen
Studien, dass Preissenkungen bei Obst und Gemüse den Konsum um bis zu
30 Prozent erhöhen können. foodwatch fordert, Obst und Gemüse
dauerhaft von der Umsatzsteuer zu befreien.

„Der Zugang zu gesunden Lebensmitteln darf nicht vom Geldbörserl
abhängen. Eine gesunde Ernährung ist ein Grundrecht und keine Frage
des Einkommens“ , sagt Indra Kley-Schöneich, Geschäftsführerin von
foodwatch Österreich. Laut jüngster Studien sind in Österreich 1,1
Millionen Menschen von mittlerer bis schwerer Ernährungsarmut
betroffen – 420.000 davon sogar in extremer Form. Gleichzeitig ist
eine Streichung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel im Rahmen der EU-
Mehrwertsteuerrichtlinie möglich.

foodwatch fordert die Bundesregierung daher auf, von dieser
Möglichkeit bei Obst und Gemüse Gebrauch zu machen. „Die
Bundesregierung hat sich in ihrem Programm fairen und leistbaren
Lebensmittelpreisen verschrieben. Jetzt muss sie beweisen, dass das
mehr ist als ein Lippenbekenntnis” , so Indra Kley-Schöneich. „Wer
gesunde Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse weiter besteuert,
obwohl über eine Million Menschen in Österreich unter Ernährungsarmut
leiden, setzt eindeutig die falschen Prioritäten“ , kritisiert Kley-
Schöneich.

Zwtl.: Drei starke Gründe: Gerecht, gesund und klimafreundlich

Eine Steuerbefreiung auf Obst und Gemüse ist:

sozial gerecht , weil sie gerade einkommensschwächere Haushalte
entlastet – diese geben anteilig fast 22 Prozent ihres Einkommens für
Lebensmittel aus.

gesundheitspolitisch notwendig , weil laut österreichischem
Ernährungsbericht die Mehrheit der Bevölkerung nicht einmal die
Hälfte der empfohlenen Obst- und Gemüsemenge konsumiert –
gleichzeitig steigt die Zahl ernährungsbedingter Krankheiten
dramatisch. Der Schritt wäre also nicht nur für das individuelle
Wohlbefinden essenziell, sondern auch für unser stark belastetes
Gesundheitssystem.

ökologisch sinnvoll , denn Obst und Gemüse verursachen im
Vergleich zu Fleisch- und Milchprodukten deutlich weniger
klimaschädliche Emissionen. Rund 60 Prozent der landwirtschaftlichen
Treibhausgase gehen auf das Konto tierischer Produkte.

Die Befreiung von der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse ist aus
Sicht von foodwatch ein zentraler Hebel für eine gesündere Ernährung.
Weitere Maßnahmen, wie etwa die Einführung der ebenfalls von
foodwatch geforderten Kracherl-Steuer auf gesüßte Getränke, würde
diese weiter fördern und könnte zur Gegenfinanzierung beitragen.

Zwtl.: Österreich hinkt im Ländervergleich hinterher

In Ländern wie Spanien, Luxemburg oder dem Vereinigten Königreich
gibt es bereits stark reduzierte oder gar keine Umsatzsteuer auf
Lebensmittel. Österreich hingegen gehört im EU-Vergleich zu den
Schlusslichtern.

Zwtl.: Lebensmitteleinzelhandel kündigt Weitergabe der
Steuerersparnis an

Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel hat kürzlich
gemeinsam mit dem WWF einen Appell an die Regierung nach mehr
Anreizen für eine nachhaltige, gesunde und leistbare Ernährung
gerichtet. Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und
Hülsenfrüchte wird hier explizit gefordert. Die unterzeichnenden
Handelsunternehmen haben zugesagt, den steuerlichen Vorteil an die
Endkonsument:innen weiterzugeben. Es liegt nun an der Politik, die
dringend benötigte Reform der Umsatzsteuer in Österreich anzugehen.
Zur Unterstützung der Forderung hat foodwatch die Petition „Null
Steuern auf Obst und Gemüse” gestartet.

Weiterführende Informationen:

Positionspapier und Bildmaterial

Petition

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Über foodwatch Österreich:

foodwatch Österreich setzt sich mit kraftvollen Kampagnen für die
Rechte der Konsument:innen im Lebensmittelbereich ein. Wir kämpfen
für transparente Informationen, den umfassenden Schutz der
Konsument:innen vor den Interessen der Lebensmittelindustrie sowie
sichere und gesunde Nahrungsmittel für alle. Unabhängig von Staat und
Wirtschaft finanziert sich foodwatch ausschließlich durch Spenden und
verzichtet auf Kooperationen mit Unternehmen oder politischen
Institutionen. So bleibt die Organisation frei und glaubwürdig in
ihrer Arbeit. foodwatch engagiert sich auf nationaler und EU-Ebene
für nachhaltige Veränderungen und ist derzeit in Deutschland,
Frankreich, den Niederlanden und Österreich aktiv.