Wien (OTS) – „Die Leute schreien, rennen und versuchen, als Erste
dranzukommen.
Wir haben unzählige, meist komplexe Verletzungen,
Explosionsverletzungen, aber vor allem Schussverletzungen“, schildert
Haitam, Pflegekraft im Rotkreuz-Feldspital in Gaza. Immer häufiger
erreichen uns solche schockierenden Berichte aus diesem letzten voll
funktionsfähigen Krankenhaus in der Region, das vom Österreichischen
Roten Kreuz mit einer Wasseraufbereitungsanlage für sauberes Wasser
unterstützt wird.
Unter den unzähligen Verletzten sind Kleinkinder, Jugendliche,
ältere Menschen, Mütter. Die meisten von ihnen sollen versucht haben,
ein Verteilzentrum für Hilfsgüter zu erreichen. Seit der Eröffnung
dieser Verteilzentren Ende Mai wurden im Feldspital mehr als 3.400
durch Waffen verletzte Personen behandelt.
„Hebammen halten Hände derer, die nicht überleben werden“
Mehr als 20 sogenannte Massenanfälle von Verletzten gab es in den
vergangenen Wochen. Beim größten mussten 244 Personen im 60-Betten-
Spital akut notversorgt werden.
„Das Ausmaß und die Häufigkeit dieser Massenanfälle ist nicht
mehr zu bewältigen“, so die Rotkreuz-Kolleg:innen vor Ort. „Alle
springen ein, um Leben zu retten: Physiotherapeuten reinigen Wunden,
Reinigungskräfte übernehmen Pflegeaufgaben, Hebammen übernehmen
Palliativversorgung – sie halten die Hände derer, die nicht überleben
werden.“
„Unsere Arbeit muss weiterhin zugelassen werden“
Seit der Eröffnung im Mai 2024 wurden im Rotkreuz-Feldspital
118.000 Behandlungen und mehr als 6.400 chirurgische Eingriffe
durchgeführt. Mehr als ein Drittel der Patient:innen ist jünger als
18 Jahre.
„Dass das Feldspital noch immer in Betrieb und das letzte voll
funktionsfähige Krankenhaus in der Region ist, ist ein trauriger
Beweis für die schreckliche medizinische Situation in Gaza. Solche
Spitäler sollten das Gesundheitssystem nur vorübergehend entlasten.
Doch solange die Zivilbevölkerung angegriffen wird, bleiben wir vor
Ort und helfen Menschen in Not“, so Anja Oberkofler, Vizepräsidentin
des Österreichischen Roten Kreuzes.
Gaza steht am Abgrund. Seit Monaten kommen kaum noch Hilfsgüter
ins Land. Zwischen März und Mai wurden elf Wochen lang gar keine
Hilfslieferungen zugelassen. „Wie lange noch wollen wir zuschauen,
wie das Humanitäre Völkerrecht mit Füßen getreten wird?
Zivilbevölkerung darf niemals angegriffen werden, humanitäre Hilfe
muss zugelassen werden – und zwar unabhängig, neutral, bedingungslos.
Organisationen wie das Rote Kreuz beweisen seit Jahrzehnten, dass
unparteiliche und neutrale humanitäre Hilfe – gerade in Konflikten –
effektiv und sicher ist. Unsere Arbeit muss weiterhin zugelassen
werden!“, fordert Oberkofler.
Das Rote Kreuz fordert seit Beginn des Konfliktes die Einhaltung
der Genfer Konventionen und die bedingungslose Freilassung der
Geiseln.
Das Rote Kreuz bittet dringend um Spenden:
Österreichisches Rotes Kreuz
IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144
BIC: GIBAATWWXXX
Erste Bank: BLZ 20.111
Kennwort: Naher Osten
Oder online unter wir.roteskreuz.at/nothilfe-gaza
Fotos und Video : Hier klicken
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Kreuz