Wien (OTS) – Anlässlich der aktuellen Diskussion rund um das Thema
Medikamentenversorgung nimmt Edgar Wutscher, Vizepräsident der
Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der
niedergelassenen Ärzte, verstärkt die Apotheken in die Pflicht. „Die
österreichischen Apotheken genießen einen erheblichen Schutz durch
Marktzugangsschranken: Sie haben eine Monopolstellung, Gebietsschutz
und geschützte Preise. Diese Einschränkung des Marktes kann aber nur
dann gerechtfertigt sein, wenn die Apotheken im Gegenzug
Versorgungssicherheit bieten können. „Aus meiner Sicht wären die
Apotheker durch diese Schutzmaßnahmen verpflichtet, alles zu
unternehmen, damit die Versorgung mit allen zugelassenen
Spezialitäten, aber auch mit von ihnen zubereitbaren Medikamenten
sichergestellt ist“, unterstreicht Wutscher.
Anpassungen nötig
„Dennoch ist zu befürchten, dass uns Medikamentenengpässe noch
längere Zeit begleiten werden. Die Politik muss daher das
Gesundheitssystem so anpassen, dass Patientinnen und Patienten
jederzeit den bestmöglichen Service bekommen“, fordert Wutscher:
„Dies bedeutet einen Ausbau der ärztlichen Hausapotheken und das
Dispensierrecht, also die freiwillige Abgabe von Medikamenten direkt
in der Ordination, für alle niedergelassenen Ärzte.“ Ärztinnen und
Ärzte könnten auch gerne bei der Erschließung zusätzlicher
Vertriebswege in Europa unterstützen, die für Apotheken aktuell zu
bürokratisch oder kompliziert sein könnten.
Unbedingt notwendig ist es, die sichere und durchgehende
Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten sicherzustellen und zu
garantieren, sagt Wutscher. Hierbei sei auch der Staat
beziehungsweise auch die Europäische Union gefordert, die
Unabhängigkeit von Lieferketten zu finanzieren: „Diese Sicherheit in
der Versorgung wird Geld kosten, das ist klar. Diese Investitionen
sind aber Investitionen in eine langfristige Versorgungssicherheit
für die Bevölkerung – diese ist kaum hoch genug zu bewerten.
Medikamente müssen uns wieder etwas wert sein, vor allem in
Österreich“, so Wutscher.
Dazu gehöre aber auch, dass man Tendenzen, die eine Gefährdung
der Medikationssicherheit bedeuten, entschieden entgegentreten muss.
Dazu zählt für Wutscher auch die Abgabe wirkstoffgleicher Medikamente
durch Wirkstoffverschreibung oder „aut idem“ Regelung: „Wenn
Patienten ständig mit neuen Medikamenten konfrontiert werden, führt
das zu Verwirrung, es kann zu Medikamentenverwechslungen und
Doppelmedikationen kommen.“ Letztlich werden Patienten grundsätzlich
bei der Medikamenteneinnahme verunsichert. „Hier wollen wir Ärztinnen
und Ärzte zur Versorgungssicherheit mit Medikamenten für die
Patienten unseren Beitrag und unsere Expertise liefern“, bietet
Wutscher an.