Bürgermeister Ludwig und Kulturstadträtin Kaup-Hasler zum Tod von Claus Peymann: „Peymann war Neuerer und Moralist des Theaters“

Wien (OTS) – „Der Tod von Claus Peymann erschüttert die Theaterwelt“,
sagt Wiens
Bürgermeister Michael Ludwig. „Speziell auch die Theaterstadt Wien.
Denn der deutsche Theatermacher hat als Direktor des Wiener
Burgtheaters – aufbauend auf der Arbeit seines Vorgängers Achim
Benning – nicht nur den Stellenwert ,der Burg‘, sondern überhaupt das
Theatergeschehen in unserer Stadt in den Mittelpunkt des öffentlichen
Interesses gerückt.“

„Ich selbst“, so Ludwig, „kann mich noch lebhaft an
Inszenierungen wie Richard III., Wilhelm Tell, Macbeth oder –
natürlich! – Heldenplatz erinnern, wo es ihm gemeinsam mit dem
kongenialen Dramatiker Thomas Bernhard gelungen ist, die Bühne über
Wochen hin zum Stadt- und Landesgespräch zu machen.“

Der Bürgermeister: „Claus Peymann war nicht unumstritten, vor
allem weil er einigen wesentlichen, ja, legendären österreichischen
Schauspielerinnen und Schauspielern wenig Beachtung schenkte. Einige
deutsche Akteurinnen und Akteure, die er aus Bochum nach Wien
mitbrachte, avancierten aber schnell zu Wiener Publikumslieblingen,
allen voran der Meister-Menschendarsteller Gert Voss und die
Schauspielvirtuosin Kirsten Dene.“

„Im Übrigen“, so der Stadtchef, „bot Peymann heimischen Autoren
wie Peter Turrini, Elfriede Jelinek oder – dem schon erwähnten –
Thomas Bernhard stets eine Bühne für Uraufführungen, die in der Regel
zu außergewöhnlichen und über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus
aufsehenerregenden oder auch verstörenden Theater-Attraktionen
wurden.“

Michael Ludwig: „Claus Peymann kehrte zurück nach Deutschland –
als Intendant des Berliner Ensembles – kam aber immer wieder nach
Wien ,heim‘ und wurde zumindest so etwas wie ein sporadischer
,Wahlwiener‘. In seinen letzten Jahren inszenierte er am Theater in
der Josefstadt, wo er auf Einladung von Direktor Herbert Föttinger
wohl so etwas wie eine neue Heimat gefunden hat.“

„Claus Peymann hat Theater als ,moralische Anstalt‘ gewertet, die
vehement in die gesellschaftliche Realität eingreift. Unmoral und
Scheinmoral bloßstellt. Deshalb“, so der Bürgermeister, „waren seine
Premieren auch immer ein Politikum. Und für die theaterbegeisterten
Wienerinnen und Wiener sowie für die Theater-Touristinnen und
Touristen aus unseren Nachbarländern intensive Kultur-Erlebnisse, die
man auf keinen Fall versäumen durfte.“

„Die Kultur- und Theaterhauptstadt Wien wird Claus Peymann nicht
vergessen. Mein Beileid gilt insbesondere den Hinterbliebenen“, so
Bürgermeister Michael Ludwig.

„Mit Claus Peymann verliert die Theaterwelt eine der
streitbarsten, leidenschaftlichsten und prägendsten Persönlichkeiten
des deutschsprachigen Theaters im 20. und frühen 21. Jahrhundert“,
würdigt auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler den
ehemaligen Burgtheaterdirektor, Regisseur und Intendanten. „Kaum
jemand hat in jüngerer Zeit das Verständnis von politischem Theater
so nachhaltig erschüttert, herausgefordert und neu definiert.“

Kaup-Hasler weiter: „Claus Peymann stand für ein
Schauspielertheater und für eine enge Verbindung zu den Autorinnen
und Autoren seiner Zeit: Er gab großen österreichischen Dramatiker
und Dramatikerinnen wie Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek oder Peter
Handke am Burgtheater ein Zuhause. Theater verstand er als politische
Kraft, die gesellschaftliche Missstände aufdeckte und den unbedingten
Dialog miteinander herausforderte.“

„Claus Peymann war nicht nur als Regisseur, sondern auch als
Intendant einzigartig: nie leise, durchaus schmerzhaft – und immer am
Puls der Zeit. So irritierte und glänzte auch das Burgtheater
international unter seiner Leitung. Mein Mitgefühl gilt allen, die
ihm menschlich und künstlerisch verbunden waren“, so die
Kulturstadträtin abschließend.