Elektro- und Elektronikindustrie: Gewerkschaft und Fachverband fordern Stärkung des Standorts

Wien (OTS) – Der Wirtschaftsstandort Österreich steht nach zwei
Jahren der
Rezession weiterhin vor großen Herausforderungen. Die heimische
Industrie kämpft mit sinkenden Auftragseingängen, hohen Energiekosten
und damit verbunden dem Abbau von Arbeitsplätzen. Um den Standort
wieder attraktiv und wettbewerbsfähig zu gestalten, braucht es laut
Sozialpartnern der heimischen Elektro- und Elektronikindustrie ein
Forcieren der industriellen Stärken im Land. Dazu müssen
Zukunftssektoren identifiziert und Schlüsseltechnologien gefördert
werden.

Umfassende Industriestrategie in Arbeit

Die Sozialpartner begrüßen die im aktuellen Regierungsprogramm in
Aussicht gestellte umfassende Industriestrategie und sind erfreut,
dass die Umsetzung zügig in Angriff genommen wird. „Unsere
Unternehmen benötigen Stabilität, um langfristig wettbewerbsfähig zu
bleiben. Maßnahmen, die nachhaltige Entlastungen ermöglichen, sind
unter anderem eine deutliche Reduktion der Bürokratie, ein Fokus auf
Produkte „made in Europe“ und das Einführen eines Bestbieterprinzips,
um die strategische Autonomie zu stärken und Abhängigkeiten zu
reduzieren“ , sagt Wolfgang Hesoun, Obmann des Fachverbands der
Elektro- und Elektronikindustrie.

„Es geht uns um klare Strategien und Förderungen für die
heimische Industrie, mit dem Ziel, das Wirtschaftswachstum
anzukurbeln, die Produktivität zu erhöhen und Arbeitsplätze zu
schaffen“ , so Reinhold Binder, Bundesvorsitzender der PRO-GE.

Fokus auf Schlüsselsektoren

Als Beispiele dafür nennt er die Halbleiterproduktion, die
heimische Bahnindustrie und die Recyclingwirtschaft. Ihr hohes
Innovationspotenzial sei nicht nur für die künftige
Wettbewerbsfähigkeit mitentscheidend, sondern trage auch maßgeblich
zur Erreichung der Klimaziele bei. Neben der Stärkung des Standorts
ist die Sicherung kritischer Infrastrukturen, etwa durch Innovationen
im Bereich der Cybersecurity sowie den Aufbau technologischer
Souveränität, ein zentrales Anliegen der EEI in Österreich.
„Angesichts globaler Abhängigkeiten, insbesondere in der
Mikroelektronik, sind gezielte Investitionen in heimische
Schlüsseltechnologien unerlässlich, um Innovationskraft,
Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu
sichern“ , sagt Hesoun.

Fachkräfte gewinnen

Für die Sozialpartner ist in diesem Zusammenhang die Aus- und
Weiterbildung von Fachkräften ein zentraler Baustein, damit
Österreichs Industrie auch in Zukunft erfolgreich sein kann. „Wir
sind uns einig, dass die Stärkung des Wirtschaftsstandorts nur mit
qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gelingt. Sie sind
der Schlüssel für die Transformation und verantwortlich für unsere
Innovationskraft“ , betont Reinhold Binder.

„Für die heimische Elektro- und Elektronikindustrie sind gut
qualifizierte Fachkräfte unverzichtbar. Der FEEI hat mit der Gründung
der Fachhochschule Technikum Wien, die letztes Jahr ihr 30-jähriges
Bestehen gefeiert hat, die einzige rein technische Fachhochschule
Österreichs ins Leben gerufen. Das sehr breite und praxisnahe
Studienangebot wird kontinuierlich an die Bedürfnisse der heimischen
Wirtschaft und des Arbeitsmarktes angepasst“ , erläutert Hesoun. Um
auch Jugendliche für Technik zu begeistern, bespielt der Fachverband
– gemeinsam mit Branchenpartnern – bereits seit 2023
zielgruppenspezifische Kanäle mit der Nachwuchskräftekampagne #
JoinTheFuture.

Energiezukunft gestalten

Handlungsbedarf herrsche bei den Energiekosten, hier sollten aus
Sicht der Sozialpartner Investitionsschwerpunkte gesetzt werden. Beim
Ausbau der erneuerbaren Energien und beim Umbau von Energienetzen
müsse aber auf eine sozial- und wirtschaftsverträgliche
Kostenverteilung geachtet werden. „Energiepreise betreffen jede und
jeden. Die Versorgungssicherheit und Leistbarkeit sind daher nicht
nur Themen für den Industriestandort, sondern sind für alle
österreichischen Haushalte von Bedeutung“ , sagt Binder. Gewerkschaft
und Fachverband erwarten sich hier politische Weichenstellungen, die
unter anderem eine Reform des Merit-Order-Systems und die Möglichkeit
von Preisbegrenzungen beinhalten, um eine nächste Energiepreiskrise
zu verhindern.