Wien (OTS) – Am Dienstagvormittag präsentierten Norbert Totschnig
(Bundesminister
für Landwirtschaft und Klimaschutz, ÖVP) und Margreth Keiler (
Projektleiterin, Universität Innsbruck) den zweiten
interdisziplinären Sachstandsbericht zum Klimawandel in Österreich.
Mehr als 150 Wissenschaftler:innen haben in den vergangenen drei
Jahren nach den Methoden und Prozessen des Weltklimarats (IPCC) und
unter der Leitung des Austrian Panel on Climate Change (APCC) am Ist-
Zustand des Klimas, dessen weiterer Entwicklung und Auswirkungen in
Österreich geforscht – mit alarmierenden Ergebnissen.
Zwtl.: Erwärmung passiert schneller als angenommen – Hochgebirge
besonders betroffen
Der zweite österreichische Klima-Sachstandsberichts zeigt
eindrücklich, dass die Durchschnittstemperatur im Alpenraum deutlich
schneller zugenommen hat, als bisher angenommen. Aktuell liegt die
Klimaerwärmung in Österreich bei 3,1°C und ist damit mehr als doppelt
so hoch wie das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Ziel, den
globalen Temperaturanstieg auf maximal 1,5 °C gegenüber dem
vorindustriellen Niveau zu begrenzen. In den neu veröffentlichten
Zukunftsszenarien ist außerdem klar zu erkennen, dass sich das Klima
in höheren Lagen stärker erhitzt als im Flachland.
Zwtl.: Alpine Vereine warnen vor erhöhter Unfallgefahr und Schäden an
Infrastruktur
Protect Our Winters und der Österreichische Alpenverein warnen
vor den bereits sichtbaren und kommenden Auswirkungen der
Klimaerwärmung auf Sport, Infrastruktur und den Lebensraum im alpinen
Bereich. Vermehrte Felsstürze und der Rückgang der Gletscher und des
Permafrosts bedeuten mehr Risiko und einen höheren Aufwand bei
Instandhaltungsarbeiten. „Die Alpen zählen zu den am stärksten von
der Klimakrise betroffenen Regionen Österreichs. Durch zunehmende
Starkregenereignisse, Vermurungen und Steinschläge geraten nicht nur
Hütten und alpine Wege unter Druck. Auch das Verhalten von
Bergsportler:innen verändert sich – Touren müssen anders geplant,
Risiken neu bewertet und Infrastruktur zunehmend angepasst werden.“ ,
sagt Deniz Branke, Klimakoordinatorin des Österreichen Alpenvereins.
“Erst kürzlich hat uns der Gletschersturz in Blatten/Schweiz gezeigt,
dass sich die Berglandschaft schnell und massiv verändert. Der
Bergsport muss sich daran anpassen.”, sagt Manuela Mandl von der POW
Athletes Alliance.
Zwtl.: Zukunft des Wintersports schmilzt davon
Auch der Wasserkreislauf in den Alpen hat sich laut dem Bericht
in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Weniger Schnee, eine
frühere und stärkere Schneeschmelze sowie häufiger auftretende
Starkregenereignisse im Sommer beeinflussen das System zunehmend. Die
stark abnehmende Schneesicherheit stellt die traditionelle
Ausrichtung Österreichs auf Skitourismus immer mehr in Frage. Die
ungewöhnlich hohen Temperaturen, Trockenphasen und Starkniederschläge
machen die Bergsaisonen im Sommer sowie im Winter unberechenbarer.
Die Skisaisonen werden sich stark verkürzen (ohne technische
Beschneinung auf bis zu 19, mit technischer Beschneiung auf bis zu 80
Tage) und Wasserbedarf für die Beschneiung von Pisten gleichzeitig
erheblich ansteigen (im pessimistischen Szenario (4,3°C) um ganze 73
%). Einige österreichische Skigebiete werden daher schließen oder
alternative Lösungen zur Beschneiung finden müssen.
“Der Bergsport – und vor allem der Wintersport – hat in
Österreich Tradition. Wenn wir möchten, dass das so bleibt, müssen
wir endlich mit konkreten Maßnahmen vorangehen. Es reicht nicht mehr,
dass es die Wintersportbranche verstanden hat – wir sind an einem
Punkt, an dem die gesamte Wirtschaft handeln muss! Und die Aufgabe
der Politik muss es sein, die notwendigen Rahmenbedingungen für
Veränderung zu schaffen.” , sagt Manuela Mandl.
Zwtl.: Politik muss Lebensgrundlagen sichern
Die steigenden Temperaturen führen außerdem zu einem
langfristigen Verlust der biologischer Vielfalt, vor allem in hohen
Lagen über 2000m. Österreich lebt von den Bergen – nicht nur in
touristischer Hinsicht. Die rasante Erwärmung, und
Extremwetterereignisse wie Gewitter, Starkniederschlag und ungewohnt
lange Trockenheitsperioden setzen auch der Land- und Forstwirtschaft
enorm zu. Felsstürze und Vermurungen gefährden vor allem in
ländlichen Regionen wichtige Infrastruktur. “Es geht längst nicht
mehr nur um den Wintersport, sondern um den Erhalt unserer
natürlichen Lebensgrundlagen – und unserer Sicherheit.“ , sagt Verena
Stahl, Präsidentin von Protect Our Winters Austria: “Jetzt ist die
Politik gefordert, mutige und wirksame Rahmenbedingungen für echten
Klimaschutz zu schaffen – es braucht sektorübergreifende
Kooperationen und Anstrengungen um das 2030 und 2040 Ziel zu
erreichen.” Ein konkreter und sektorspezifischer Maßnahmenplan für
Zwischenziele und Ziele seitens der Regierung ist dabei unerlässlich.
Zwtl.: Mitglieder der POW Science Alliance arbeiteten an Bericht mit
Mit Lindsey Nicholson (Leitautorin Kapitel 1, Universität
Innsbruck), Robert Steiger (Koordinierender Leitautor Kapitel 7,
Universität Innsbruck) und Andreas Gobiet (Leitautor Kapitel 1,
Geosphere Austria) haben auch drei Mitglieder der POW Science
Alliance am neuen Klima-Sachstandsbericht mitgearbeitet. Die
Veränderungen im eigenen Land zu beobachten und verstehen zu lernen,
sei wichtig, um die Klimakrise im globalen Kontext anzugehen, so die
Wissenschaftler:innen.