Schönheitsoperationen für Jugendliche – ein Trend geht um

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„Es gibt Körperteile, mit denen du nicht zufrieden bist? Eine Kleinigkeit, die du schon immer ändern wolltest? Du möchtest im Sommer nicht nur einen neuen Bikini, sondern auch gleich einen neuen Busen? Wenn du diese Fragen mit JA beantworten konntest, bist Du bereit für Energy Nip/Tuck! Wir schenken Dir eine Schönheits-OP!“[1]

Jetzt wissen wir’s: „Schönheit hat keinen Preis“. Mit diesen Worten bewirbt Radio Energy neuerdings ein Gewinnspiel, mit dem man Schönheitsoperationen bei einem bekannten plastischen Chirurgen gewinnen kann.

Radio Energy hat sein Publikum vornehmlich in der Zielgruppe „18 – 35 Jahre, kaufkräftig, trendig und alle die so sein wollen!“[2] Immerhin erreicht Radio Energy in Wien mit über 100.000 Hörern pro Tag fast 10% seiner Zielgruppe, wobei mit 19,5%[3] der Anteil der 15-19jährigen, also der jugendlichen Hörerschaft besonders hoch ist. Anders gesagt, fast 20.000 Jugendliche hören Tag für Tag Radio Energy 104,2. in Wien. Nur in Wien, könnte man beschwichtigend einwenden, wären da nicht europaweit doch über 10 Millionen Hörer täglich.

Nackte Frau mit perfektem Busen, rasiertem Intimbereich und schönen SchamlippenEs stellt sich also die Frage: Setzt Radio Energy mit diesem Gewinnspiel einen Trend, oder folgt es einem ohnehin schon vorhandenem Trend? Schwer zu beantworten. Immerhin ist für über 90% der Jugendlichen das Aussehen sehr wichtig. Kein Wunder, sind wir doch sehr optisch dominierte Wesen, weshalb ein nicht unbeträchtlicher Anteil der gesellschaftlichen Anerkennung auf einem attraktiven Äußeren beruht. Wer gut aussieht ist „in“, findet leichter Freunde, hat leichter Erfolg. Das wird uns nicht nur tagtäglich suggeriert, sondern ist auch tagtäglich erlebbare Realität, vor allem bei Jugendlichen, vor allem in Schule und Ausbildung. In der „Shell Jugendstudie 2006″, gab immerhin fast ein Viertel aller Befragten an, hin und wieder oder oft durch ihr Aussehen benachteiligt worden zu sein.

Jugend ist die  Zeit der Identitätsfindung, der Ablösung vom häuslichen Umfeld, der Suche nach der eigenen Stellung in der Gruppe und in der  Gesellschaft. Was liegt also näher, gleichsam wie mit dem Zauberstab, mit Hilfe einer Schönheits-OP, ein wenig nachzuhelfen?  Schließlich, „wer mag schon hässlich durch die Gegend laufen?“ Befürworter der Schönheits-OPs sehen gerade darin einen Vorteil, dass Beeinträchtigungen des Selbstbewusstseins durch tatsächliche oder vermeintliche Schönheitsmängel entgegengewirkt werden kann.  „Ein Tabu ist gebrochen, lasst uns doch machen, was machbar ist“,  lautet ihr Credo. Dass ein alleinig auf dem Aussehen basierendes Selbstbewusstsein ein äußerst fragiles ist, wird geflissentlich verschwiegen und – leider – in den Medien auch kaum diskutiert. Schließlich stehen ja auch handfeste wirtschaftliche Interessen dahinter. Denn eine Schönheits-OP ist nicht billig, man muss schon mit mindestens ein bis zwei durchschnittlichen Monatsgehältern rechnen, will man sich verschönern lassen, die Grenzen nach oben sind natürlich offen.  Für Jugendliche  meist unerschwinglich. Die Verlockung allerdings bleibt.

Der Trend zur Schönheits-OP scheint eher ein Trend der Zeit. Fragt man nach den am meisten gewünschten Eingriffen, so ist dies neben den Brustkorrekturen bei den Frauen, vor allem die Fettabsaugung. Ein muskulöser und  schlanker Körper ist ein unhinterfragtes  Schönheitsideal, das gilt nicht nur für die Damen, sondern auch für die Herren. Immerhin  11% der Männlichkeit würden sich einer Schönheitsoperation unterziehen, wobei die Liposuktion an erster Stelle der gewünschten Eingriffe steht[4].  Klar, denn damit man auf natürlichem Wege zu einem straffen, schlanken Körper kommt, braucht man in der Regel zwei Dinge: Disziplin und Zeit. Es dauert und kostet viel Selbstüberwindung bis die Pfunde purzeln, es dauert und kostet viel Schweiß bis die Muskeln stählern sind. Zeit haben wir aber heute nicht, Junge nicht und Ältere noch viel weniger.

Wir lernen  nicht mehr den Verzicht, das Warten und die Wunschaufschiebung. Was in trendigen Fastenseminaren vielleicht noch positiv besetzt ist, gilt im Alltag nicht.  Wie viele Fertiggerichte gibt es? Unzählig die Zahl der Imbiss- und Fastfood-Einrichtungen, auch Trinken muss immer vorhanden sein. Sei es der „Coffee to go“ oder die Trinkflasche in der Schultasche oder am Kinderwagen. Wir lernen, dass unsere Bedürfnisse jetzt und sofort befriedigt werden. Gott sei dank, müssen wir nicht mehr hungern und dursten. Mittels Handy ist jedermann jederzeit erreichbar, auch Informationen sind im Zeitalter von Internet und e-mail  sofort verfügbar, warum also Schönheit nicht auch?

Schönheitschirurgie verspricht punktgenaue, maßgeschneiderte, rasche Schönheit.  Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass sich gerade bei den ganz Jungen, die Einstellung zu Schönheitsoperationen zu ändern scheint. Vorab, die große Mehrheit auch der 14-19 Jährigen zieht Schönheitsoperationen, weil sie mit ihrem Äußeren unzufrieden sind, für sich nicht in Betracht. Dennoch  erwägen immerhin mehr als doppelt so viele 14-19 Jährige als 20 – 29 Jährige einen Eingriff aus diesen Gründen.[5] Ein Trend lässt sich da also schon ausmachen.

Die Probe aufs Exempel bestätigt: in einer durchschnittlichen Gymnasiumsklasse der Oberstufe (15 – 16jährige) konnten sich zwei von 15 Schülern eine Schönheits-OP vorstellen. Stein des Anstoßes in diesem Fall, die Nase. Betrachtet man die Nasen auf den dazugehörigen Bildern, dann lässt sich nichts Ungewöhnliches ausmachen. Ganz normale Nasen eben, in einem Fall ein wenig breit, im anderen ein wenig lang. Soll man jetzt solche Nasen wirklich operieren?

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung spricht sich dagegen aus. In einer Umfrage des deutschen Nachrichtenmagazins „Spiegel“ waren 87% für ein Verbot von Schönheitsoperationen an Minderjährigen. Die Risiken scheinen zu hoch. Denn abgesehen vom üblichen Narkosrisiko, haben auch die Eingriffe per se keine hundert prozentige Erfolgschance. Michael Jackson kann hier als leuchtendes Beispiel einer missglückten Nasenchirurgie dienen. Unschöne Vernarbungen bei chirurgischen Eingriffen sind immer ein Risiko, schwerwiegende Ereignisse bei Fettabsaugungen können ebenfalls vorkommen und Fibrosierungen von Brustimplantaten sind nicht selten. In Österreich wird aus diesem Grund auch ein eigenes Brustimplantat-Register geführt, um Klarheit in diesem Bereich zu bekommen. Jugendliche, deren Körper sich noch im Aufbau befinden, haben überhaupt ein erhöhtes Risiko für überschießende Narbenbildung. Dies ist allerdings unter den Betreffenden kaum bekannt.

Der Sache wenig dienlich ist auch die Tatsache, dass der Begriff „Schönheitschirurg“ nicht definiert ist. Jeder Arzt kann diese Bezeichnung führen und darf ästhetische Eingriffe durchführen. Allgemeinmediziner, Dermatologen, Gynäkologen, HNO-Ärzte und Kieferchirurgen tümmeln sich gemeinsam mit den plastischen Chirurgen auf diesem Feld. Obwohl beileibe nicht alle auch die entsprechende Ausbildung dafür haben. In Deutschland  vereint die Gesellschaft für ästhetische Chirurgie die diversen Fächer und bemüht sich um einen Qualitätsstandard. In Österreich gibt es dies in dieser Form nicht, hier sind es vor allem die plastischen Chirurgen und ästhetischen Dermatologen, die sich der Thematik widmen.

Aller kritischen Diskussion zum Trotz, sollte man aber durch ein generelles Verbot, nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Es gibt Situationen, in denen ein Eingriff heilsam ist, körperlich wie psychisch. Wünschenswert wäre allerdings, wenn durch klare Richtlinien und Regelungen das „Heilsame“ im Vordergrund bliebe und nicht durch obskure Gewinnspiele ein medizinischer Auftrag zum Lifestyle-Gebot verkommt. Schließlich sollte es nämlich gerade nicht zum „It was nip and tuck“ kommen, denn das bedeutet eigentlich, dass man gerade noch davongekommen ist.[6]


[1] Gewinnspiel Radio Energy: Energy Nip/Tuck Schönheit hat keinen Preis  http://energy.at//unterkategorie/999/index.html

[2] http://apa.energy.at/cont_images/Mediadaten.pdf

[3] Quelle: Gfk Austra, Radiotest 1. Halbjahr 2008 Mo-So

[4] Deutschland; ab 18 Jahre; Männer; 1763 Befragte; HumanLink Agentur für Verhaltensforschung; Trend Research Gesellschaft für Markt- u. Kommunikationsforschung

© Statista 2009
Quelle: Burda Community Network, VKE-Kosmetikverband, Playboy

[5] „Typologie der Wünjsche 2006/2007″, Ifak Institut, Marplan, Media markt Analysen, TNS Infratest

[6] http://www.wikipedia.org

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